Macintosh soll in bestehende Lösungen eingebunden werden

Macworld '89: Apple setzt auf Integration

05.05.1989

AMSTERDAM - Die Apple-Gemeinde nimmt wahr, daß die IBM-Mainframes vor dem Macintosh da waren - Integration in die Welt der blauen Großrechner ist angesagt. Die rund 250 Aussteller auf der "Macworld Expo" in Amsterdam folgten der Trendwende. Zweiter Schwerpunkt der Messe rund um den Macintosh waren die Themen Multimedia und Farbgrafik. Viele Aussteller aus den USA nutzten die Chance, sich auf dem europäischen Markt zu präsentieren.

Nach Angaben eines Apple-Sprechers sei es Ziel des Unternehmens, die Macintosh-Familie immer stärker in IBM-Umgebungen einzubinden. Für die Third-Party-Hersteller der erforderlichen Connectivity- Produkte sei es jedoch nicht leicht, Systeme zu entwickeln, die die Migration in die IBM-Mainframe-Welt ermöglichen. Die Aussagen des Mainframe-Marktführers über zukünftige Kommunikations-Umgebungen seien sehr unklar. Die Zukunft der Datenverarbeitung werde im "Interpersonal Computing" liegen, weil der Einsatz von Arbeitsgruppen und vernetzten Systemen immer mehr zunehme. Apple sehe hier einen primären Wachstumsmarkt.

Über Integration von Macintosh-Rechnern in die Umgebung von IBM oder DEC-Systemen konnten sich rund 22 000 Besucher bei diversen Herstellern informieren. Um den Mac II mit IBMs AS/400-Maschinen sowie mit den Multiprozessorsystemen /36 und /38 via Twinaxkabel zu verdrahten, zeigte das britische Unternehmen KMW Systems International eine Einsteckkarte mit der Bezeichnung Twinaccess Mac II. Das inzwischen von Novell übernommene LAN-Haus Excellan stellte - vertreten durch seine Untergruppe Kinetics - unterschiedliche Lösungen zur Verbindung des Appletalk-Netzes mit Digital Equipments Decnet vor.

Neu von Kinetics ist die Software "LAN-Ranger 1.0", mit der sich der Netzwerkoperator mit der Mac-Benutzerführung über den jeweiligen Status des Netzes informieren kann Apple selbst zeigte seine Macintosh Rechner im gleichzeitigen Ethernetverbund mit Big Blues System /38 und DECs Minicomputern der VAX-Serie.

Das kalifornische Unternehmen Farallon Computing Inc. stellte Lösungen zur kostengünstigen Vernetzung von Apple-Rechnern per Telefonkabel und ein Programm mit der Bezeichnung "Timbuktu" vor, mit dem die Mitglieder einer Arbeitsgruppe gleichzeitig mit verschiedenen Macs an einem Projekt arbeiten können. Weiterhin zu sehen war eine Macintosh- Version des relationalen Datenbanksystems Oracle auf Basis des Mac-Informationssystems Hypercard. Das Programm verwandelt Apples Hypercard in eine SQL-Datenbank und erlaubt den Anwendern von Macintosh-Rechnern, IBM-PCs sowie Mini- und Mainframe Computern, untereinander Daten auszutauschen.

Für CAD-Anwender stellte das Unternehmen Intergraph jetzt eine Macintosh-Version ihrer Software Micro Station (Bezeichnung: Micro Station ID vor. Das Paket ist sofort lieferbar und kostet rund 9000 Mark. Schließlich war das seit langem angekündigte und als Alternative gegen Excel positionierte Kalkulationsprogramm Wingz von Informix zu sehen. Adobe kündigte die Software Streamline an, die laut Hersteller Bitorientierte Grafiken für den Import in das Zeichenprogramm Illustrator aufbereitet oder ins Postscript-Format konvertiert.

Daß Apple sein bei vielen Anwendern immer noch vorhandenes Insel-Image endgültig loswerden will, deuten auch Gerüchte an, die in der Branche kursieren. Mitte des Jahres - so glauben Insider - werde Apple eine weitere "Integrations-Attacke" - mit neuen Produkten zur Mac-Anbindung an Siemens-, IBM- und DEC-Systeme - starten.