Auch Flash MX kommt durch die Erweiterung um Web-Services ein neuer Stellenwert zu. Bisher fand das Multimedia-Tool im Web vor allem bei bunten Unterhaltungs- und Werbeanimationen Verbreitung. Macromedia möchte sich allerdings mit dieser Nische nicht zufrieden geben und preist Flash MX als Programmier- und Designwerkzeug für Web-Anwendungen an. Hilfreich ist hierbei die integrierte Script-Sprache „Action Script“, die eine Untermenge von Java/ECMA-Script darstellt. Flash-Scripts können nun dazu verwendet werden, mit Web-Services und anderen Komponenten zu kommunizieren, die auf J2EE- oder .NET-Servern gehostet werden. Flash-Remoting ist Bestandteil von Coldfusion MX und unterstützt sowohl .NET als auch J2EE.
Flash als Web-Service-Frontend
Durch seine mittlerweile starke Position im Markt und die große Entwicklerschar kommt Flash aber auch ganz allgemein als Frontend-Technik für Anwendungen aller Art ins Gespräch. HTML hat sich zwar als Standard etabliert, doch sind hierbei die Möglichkeiten für GUI-Anwendungen (GUI = Graphical User Interface) im Vergleich zu Plattformen wie Windows sehr bescheiden. Macromedia könnte dabei die Lücke der Rich-Client-Internet-Anwendungen schließen, was auch Microsoft bisher nicht vermochte. Im Zusammenspiel von Web-Services und Rich Clients sieht auch Kevin Lynch, Chief Software Architect bei Macromedia, ein Zukunftsmodell: „Ein Entwickler erstellt dabei beispielsweise eine Anwendung mit Flash, die die lokale Rechenleistung des PC nutzt und mit einer Anwendung auf dem Server via Web-Services kommuniziert.“
Kein datenlastiger HTML-Refresh
Lynch macht die Vorteile dieser Architektur an einem Beispiel bei Etrade.com anschaulich. Eine frühere Börsenticker-Anwendung löste dort bei jeder Kursanfrage einen Neuaufbau der HTML-Seite mit einem Datenvolumen von 100 KB aus. Mit dem neuen, in Flash programmierten Börsenticker ist kein Seiten-Refresh mehr nötig, da die Flash-Anwendung lediglich im Hintergrund eine kleine Abfrage mit 1 KB ausführt.
Die Produktentwicklung bei Macromedia spiegelt laut Lynch auch die seit einigen Jahren stattfindende Verschmelzung von Design und Anwendungsentwicklung im Web-Bereich wider. Die von ihm so genannten „Designer-Entwickler“ beschäftigen sich neben Scripting zunehmend mit Anwendungsintegration am Server. Gleichzeitig entdecken die Entwickler von Web- und Middleware-Software die Bedeutung, die die Frontends für die Anwender haben. Usability-Fragen rücken mehr und mehr in den Vordergrund, wenn es um die Akzeptanz von Anwendungen geht.