Aktionäre gegen Aufsichtsrat

Machtkampf bei Intershop

29.03.2010
Beim Jenaer Software-Unternehmen Intershop ist ein offener Machtkampf zwischen Aktionären und dem Aufsichtsrat ausgebrochen.

Eine Gruppe von Aktionären bekräftigte am Montag bei einer außerordentlichen Hauptversammlung in Jena ihre Forderung nach Abberufung des stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden Michael Sauer. Sie werfen dem Unternehmenskontrolleur vor, Betriebsinterna von Intershop preisgegeben und Vertraulichkeit missbraucht zu haben. Die Vorwürfe blieben bei dem Aktionärstreffen, das sehr turbulent verließ, jedoch vage. Sprecher von Aktionärsvereinigungen bezeichneten das Verhältnis zwischen dem Vorstand und dem Aufsichtsrat der börsennotierten Gesellschaft als "total zerrüttet".

Sauer, der mehr als eine Million Intershop-Aktien hält, ist Geschäftsführer der Music Store GmbH (Köln). Nachdem der mit Wirkung zum 31. März zurückgetretene Aufsichtsratsvorsitzende Joachim Sperbel nicht erschienen war, hatte Sauer zunächst die Leitung der Hauptversammlung übernommen. Auf Antrag von Aktionären wurde ihm dann mit 88,6 Prozent der abgegebenen Stimmen die Versammlungsleitung entzogen. "Es kann niemand über sich zu Gericht sitzen", sagte ein Aktionär zu der Entscheidung.

Jens Peter Köll, einer der Aktionärsrebellen, warf Sauer vor, die Absetzung des Intershop-Vorstandes in den vergangenen Monaten betrieben zu haben. Köll: "Der Plan war, einen Nicht-Softwaremann als Vorstand zu installieren." Ein Vorstandsmitglied bestätigte, dass es Ablösungspläne gab. Wann und ob über die Abberufung von Sauer und eine beantragte Sonderprüfung entschieden wird, war angesichts langer Rednerlisten am Nachmittag offen. Sauer, der seit 2007 Intershop-Aufsichtsrat ist, wies die Vorwürfe zurück.

Intershop hatte sich als Internet-Pionier in den 1990er Jahren in Deutschland und den USA einen Namen gemacht. Nach Verlusten und Personalquerelen seit 2001 schreibt der Anbieter von Programmen für den Internethandel seit zwei Jahren schwarze Zahlen. 2009 war der Umsatz um 13 Prozent auf 31,8 Millionen Euro gestiegen, der Jahresüberschuss betrug 1,7 Millionen Euro. (dpa/tc)