Communities

Macht das Web 2.0 die User Groups überflüssig?

14.05.2008
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Hauptaufgabe ist das Vernetzen

Michael Weiß, Region Manager der GSE.
Michael Weiß, Region Manager der GSE.
Foto: Jo Wendler

GSE-Manager Weiß betont die Vorteile, die User Groups beim Auffinden geeigneter Ansprechpartner bieten: "In einem persönlichen Netzwerk kann ich viel schneller und gezielter auf das Know-how zugreifen." Darüber hinaus spaltete sich die Anwendervereinigung in kleine Arbeitsgruppen auf, in denen sich bestimmte Interessen bündeln ließen."Solche fokussierten Gruppen finden sich nicht zufällig", weiß Fried Saacke, Vorsitzender der Deutschen Oracle Anwendergruppe (DOAG), "es muss einen Prozess geben, der das organisiert." Und das sei die Aufgabe der User Groups: "Wir sind diejenigen, die die Leute zusammenbringen. Wir beherrschen das Vernetzen. Den Content bringen unsere Mitglieder mit."

Die offiziellen, in Work-Groups organisierten Sachdiskussionen sowie die Möglichkeit zum inoffiziellen Vieraugengespräch sehen die Mitglieder denn auch als den Hauptvorteil der User Groups. Dazu der Freudenberg-CIO Berger: "Für mich ist der offene Erfahrungsaustausch wichtig - jenseits des Schaulaufens auf Kongressen. Gerade Mittelständler können voneinander viel lernen."

Vor allem für kleine und mittlere Firmen

Die Anwendervereinigungen selbst begreifen sich allerdings auch als Vermittler zwischen Kunden und Anbieter. Wie GSE-Manager Weiß erläutert, sind unter den 450 Mitgliedern der IBM-Anwender-Vereinigung nicht nur Großunternehmen, sondern auch kleinere und mittlere Firmen. Und die täten sich nicht so leicht damit, Anforderungen an den Hersteller zu äußern. "Der Großkunde hat seinen Ansprechpartner, den er antanzen lassen kann, wenn er ein Problem hat. Seine Anforderungen werden dann auch schnell umgesetzt; die der weniger bekannten Unternehmen werden zwar aufgenommen, aber zunächst auf die lange Bank geschoben." Hier könne die User Group Abhilfe schaffen: "In den Arbeitsgruppen werden die Anforderungen gemeinschaftlich beschlossen, priorisiert und in einem automatisierten Prozess, dem Requirement-Verfahren, an die IBM weitergeleitet." Der Hersteller sei dann in der Pflicht, eine Rückmeldung an die GSE zu geben.

Ähnliche Mechanismen haben auch die anderen Benutzergruppen etabliert. "Jeder vernünftige Hersteller hat ein Interesse daran, zu wissen, was der Markt braucht", stellt Saacke in den Raum: "Aber die Anforderungen müssen selbstverständlich gebündelt werden. Dazu haben wir die International Oracle Usergroup Community (IOUC) gegründet, einen weltweiten Zusammenschluss der großen Oracle-User Groups, in dessen Board die DOAG direkt vertreten ist." Allerdings seien die Prozesse in einem derart großen Netzwerk träge: "Das braucht alles seine Zeit, bis es im Oracle-Headquarter ankommt."

Rückhalt in Zeiten der Unsicherheit

Mario Günter, Geschäftsführer der DSAG.
Mario Günter, Geschäftsführer der DSAG.
Foto: Jo Wendler

Eine wichtige Funktion kommt der User Group auch dann zu, wenn Veränderungen des wirtschaftlichen Umfelds oder Fusionen und Akquisitionen des Herstellers die Kunden verunsichern. So beispielsweise, als SAP den Business-Intelligence-Spezialisten Business Objects übernahm (siehe auch: "SAP stellt bisherige Strategie auf den Kopf"). "Das hat unter unseren Mitgliedern schon für Verunsicherung gesorgt", berichtet DSAG-Geschäftsführer Günter: "Wir haben die Fragen aufgegriffen und eine Themengruppe im Arbeitskreis Business Intelligence und Corporate Performance Management ins Leben gerufen, in der diese Themen diskutiert und Bedenken gegenüber SAP geäußert werden können. Ziel ist es, die Produktpositionierung aus Sicht der Anwender zu begleiten."