Lust und Frust beim E-Learning

06.12.2001
Von Gabriele Müller

„Was bringt es, woran hapert es?“ So lautete auch der Titel einer Podiumsdiskussion mit Pädagogen, Wissenschaftlern und Firmenvertreten, die CW-Redakteur Hans Königes moderierte. Schnell wurde klar: Fehlt die Motivation der Lerner, sich auf das neue Medium einzulassen und sich mit ihm auseinander zu setzen, nutzen auch die technisch ausgefeiltesten Lösungen nichts. Peter Littig, Herausgeber der Dekra-Studie, räumte mit der Illusion auf, dass die elektronische Wissensvermittlung alles einfacher und besser mache: „Lernen ist manchmal auch harte Arbeit – das hat mit Spaß nichts zu tun.“

Bei allem Weiterbildungsbedarf der Unternehmen auf der einen Seite und der Vielzahl konkurrierender Anbieter auf der anderen darf der Lernende nicht auf der Strecke bleiben. Dies unterstrich Gunter Heiduck, Vice President Human Capital Management bei der Walldorfer SAP AG: „Wir definieren uns als lernende Organisation. Für uns ist Lernen auch Dienstleistung am Mitarbeiter. Firmen müssen die Voraussetzungen schaffen und die Zeit dafür zur Verfügung stellen.“ Maßnahmen, die ohne bessere didaktische Konzepte wirkungslos bleiben: „Nur eine sinnvolle Kombination von E-Learning mit Präsenzlernen sichert den Erfolg“, spitzte Littig zu.

Erfolg fängt mit „E“ an wie Euphorie, Engagement und E-Learning, aber auch wie Enttäuschung. „Das Learning mit dem ominösen E“ hieß deshalb auch der Vortrag von Martin Raske, Leiter Lernmittelentwicklung der Zürich Schweiz Versicherung. „Das erste E sollte unbedingt für Evaluation stehen“, forderte der Personalentwickler, denn nichts sei wichtiger als die Frage nach der eigenen Strategie. „Lernen und Arbeiten wachsen immer mehr zusammen. Deshalb spielt diese Frage eine wichtige Rolle bei der Personalentwicklung“, so Raske überzeugt. Er sprach daher lieber von „E-Development“ statt von E-Learning.

Diesen Prozess zu gestalten verlange viel Engagement von dem Verantwortlichen, schilderte der Personalprofi seine Erfahrung. Engagement gegenüber dem Management, aber auch gegenüber den Mitarbeitern – um Zustimmung von der einen Seite, Motivation auf der anderen zu erhalten. „Deshalb gehört die Federführung über E-Learning in die Personalabteilung, nicht in die IT“, so Raske. Gleichwohl plädierte er für eine Kooperation zwischen beiden Bereichen.

Da es bei allen Projekten Durststrecken gebe, sei es wichtig, die neue Lernplattform intern vermarkten und vorab konkrete Umsetzungen der elektronischen Lernanwendungen in Teilen präsentieren zu können, riet Raske. Was aber tun, wenn mitten im Projekt der Dienstleister vom Markt verschwindet? „Als Kunde der Firma Trilog, die ja im Sommer Insolvenz anmelden musste, ging bei uns für einige Zeit nichts mehr“, erinnert sich der Leiter Lernmittelentwicklung. Solche Enttäuschungen sollten aber offen mitgeteilt werden, riet Raske: „Sonst wächst der Erwartungsdruck ständig weiter.“

Die Gewinner

Neue Trainingsmethoden, mit denen Veränderungen in Unternehmen wirkungsvoller als bisher unterstützt werden, zeichnet der IT-Training-Award aus, der jetzt zum fünften Mal verliehen wurde. Aus den zahlreichen Konzepten wählte die Fachjury drei aus, die diese Anforderung besonders gut erfüllten: