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Lufthansa Systems stellt sich neu auf

27.10.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Der seit dem 1. April 2005 amtierende Firmenchef Wolfgang Gohde will die Unternehmensstruktur der Lufthansa Systems umbauen. Die bislang eigenständig geführten 18 Gesellschaften des IT-Dienstleisters werden ab Januar 2006 in den fünf neuen Bereichen Passagiersysteme, Planung und Steuerung, Aeronautik, Branchenlösungen und IT-Infrastruktur aufgehen. "In jedem dieser Geschäftsbereiche wollen wir die Nummer eins, zwei oder drei weltweit werden", sagte Gohde der "Financial Times Deutschland". Zu diesem Zweck werde auch der Vertrieb, der bislang vorrangig aus Deutschland gesteuert wird, in Asien und Amerika verstärkt. Für einzelne Bereiche werde zudem eine Zusammenarbeit mit Partnern oder ein Verkauf geprüft. Die 4500 Stellen werden den Plänen laut Gohde aber nicht zum Opfer fallen. Aufsichtsrat und Betriebsrat unterstützen seinen Kurs. Durch den Umbau sollen Einsparungen erzielt werden, die der LHS-Chef allerdings nicht bezifferte. Wichtigstes Ziel sei, für die anstehenden Veränderungen gerüstet zu sein: "In den nächsten zehn Jahren formiert sich der Markt neu", so Gohde gegenüber der Zeitung. Denn die 20 bis 30 Jahre alten IT-Systeme der Fluglinien seien überaltert.

Vor wenigen Wochen hat die Konzernmutter Lufthansa entschieden, ihr Buchungs- und Check-in-System ab 2007 nicht mehr von der Tochter betreiben zu lassen. Stattdessen hat der spanische Anbieter Amadeus, an dem Lufthansa mit rund elf Prozent beteiligt ist, den rund 300 Millionen Euro schweren Zuschlag für eine neue Softwareplattform erhalten. Lufthansa Systems und ihr IT-Partner Unisys unterlagen mit dem Konkurrenzprodukt "Face".

Künftig muss der IT-Dienstleister den Verlust des Lufthansa-Auftrags durch Neugeschäft mit externen Kunden wettmachen. In den vergangenen Jahren haben sich die Kelsterbacher zunehmend unabhängiger vom Mutterkonzern gemacht. 2004 erzielte das Unternehmen noch 64 Prozent des Umsatzes durch Aufträge von Lufthansa. "In fünf Jahren wird sich das Verhältnis gedreht haben. Dann kommen 60 Prozent des Geschäfts von außen", verspricht Gohde. Als einer der weltweit führenden Spezialanbieter im Luftverkehr neben Sabre und Amadeus ist Lufthansa Systems für mehr als 100 Fluggesellschaften tätig. (jha)