Viag Interkom übernimmt die Sprachdienste

Lufthansa nutzt das freie Spiel der Kräfte im TK-Markt

15.08.1997

"Im Telekommunikationsmarkt gibt es ein völlig offenes Spiel der Kräfte - und das wollen wir ausnützen", bringt Joachim Fischer, Direktor der Abteilung Konzern-Informations-Management bei der Lufthansa, die Strategie auf den Punkt. Im Vorfeld habe man das eigene Volumen des TK-Sprachverkehrs untersucht und einen Benchmark-Test vorgenommen. Aufgrund dieser Daten ist die Lufthansa zu der Erkenntnis gelangt, daß die Viag Interkom gegenwärtig die beste Lösung im Bereich der Sprachvermittlung anbietet. In die Entscheidungsfindung, so Fischer, sei zudem das Konzept der Anbindung internationaler Standorte eingeflossen. Die Verbindung zu den ausländischen Niederlassungen stellt der Dienstleister über die Partnergesellschaften British Telecom (BT) und den US-Carrier MCI her, deren Verschmelzung zum internationalen Konsortium "Concert" bevorsteht. Bei Anbindung der deutschen Standorte an das eigene Backbone wird Viag Interkom teilweise noch Leitungen der Telekom nutzen müssen. Die dadurch anfallenden Gebühren stellen laut Viag Interkom den größten Kostenblock dar.

Den Installationsaufwand schätzt Fischer bei den großen deutschen Standorten der Lufthansa gering ein, denn bei der Airline sind kaum ältere und in solchen Projekten problematische TK-Anlagen in Betrieb. Bei den kleinen Niederlassungen und im Ausland ist der Aufwand dagegen höher. Die Umstellung ist bereits in vollem Gang: Die großen deutschen Niederlassungen sind schon angeschlossen, ebenso wie einige internationale Standorte.

Doch lange wird sich Viag Interkom nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen können. "Fragen Sie mich nicht, wer uns im nächsten Jahr die Kapazitäten liefert. Der Markt ist dermaßen in Bewegung, das ich niemals Verträge mit Laufzeiten von mehr als einem Jahr abschließen würde", erklärt Fischer. Um Jahr für Jahr die richtige Entscheidung fällen zu können, nimmt die Lufthansa permanent das Marktgeschehen unter die Lupe. "Wenn man sich einmal darauf eingestellt hat, variabel zu sein, fällt der Wechsel beim zweiten Mal schon leichter", gibt sich der Lufthansa-Fachmann zuversichtlich, weiterhin vom Wettbewerb im umkämpften Telekommunikationsmarkt profitieren zu können.

Nur für ein Jahr sind demnach die Karten verteilt, danach beginnt für alle Carrier ein neues Spiel. Auf einen besseren Ausgang hofft auch die Telekom, die die erste Runde des Pokerspiels um die Sprachvermittlung bei der Lufthansa verloren hat. Einen Fuß in der Tür der Kranich-Gesellschaft hat Deutschlands größter Carrier immer noch im Bereich Datentransfer und beim Mobilfunk mit dem Dienst D1.