Fluggesellschaft will virtuelles Reisebüro aufbauen

Lufthansa gründet eigene Gesellschaft für elektronische Vertriebskanäle

14.01.2000
MÜNCHEN (CW) - Die Deutsche Lufthansa AG will ihre Internet-Aktivitäten deutlich ausweiten. Zu diesem Zweck wurde jetzt eine eigenständige E-Commerce GmbH gegründet. Ziel ist eine Marktführerschaft im Online-Reisegeschäft - für Privat- wie Firmenkunden.

In die neue Lufthansa-Tochter werden der gesamte Internet-Vertrieb und die Direktvertriebskänale "Lufthansa Infoflyway" und "Corporate Infoflyway" eingegliedert. Die Kranich-Airline nimmt eine Vorreiterrolle im elektronischen Reise- und Touristikgeschäft ein. Allein im Monat November verzeichnete die Infoflyway-Website laut Lufthansa etwa 15 Millionen Zugriffe und generierte damit mehr Kundenkontakte als alle anderen Online-Reiseshops in Deutschland zusammen. Allerdings kann die Infrastruktur der Fluglinie mit dieser Entwicklung nicht ganz Schritt halten, so dass Server-Ausfälle an der Tagesordnung sind.

Rund 900000 Kunden haben sich nach Angaben des Unternehmens bislang mit ihrem Profil auf der Website registriert. Lufthansa rechnet mit mehr als 100000 Ticketbuchungen via Web in diesem Jahr - eine Steigerung um 250 Prozent. Dazu kommen weitere 200000 Buchungen über Online-Fremdvertriebskanäle wie Previewtravel, Expedia oder Travelchannel. Diese Entwicklung will die Airline durch eine Bündelung der entsprechenden Vertriebsaktivitäten forcieren.

Mit dem Aufbau weiterer Internet-Vertriebskanäle und dem Abschluss von Partnerschaften mit führenden Online-Reisebüros sollen die Geschäftsfelder der E-Commerce GmbH in den nächsten Monaten sukzessive ausgeweitet werden. Dabei stehe der Aufbau eines eigenen virtuellen Reisebüros im Vordergrund, so Lufthansa-Bereichsvorstand Stefan Pichler. Die neue Gesellschaft soll voraussichtlich zum 1. März 2000 ihre Geschäftstätigkeit aufnehmen. Zu den Geschäftsführern wurden Markus Orth, bisher Leiter Vertriebsstrategie der Lufthansa, und Michael Erfert, bisher Leiter Online-Vertrieb, bestellt. Zu möglichen Konflikten mit den herkömmlichen Vertriebskanälen wie den unter Provisionskürzungen leidenden Reisebüros äußerten sich die Lufthansa-Manager allerdings nicht.