CW-Kolumne

LTE - Datenturbo mit Handicaps

17.11.2012
Um es gleich vorwegzunehmen: LTE ist klasse, wenn die Technik funktioniert und die Rahmenbedingungen stimmen. Die Betonung liegt allerdings auf "wenn", hat der mobile Datenturbo doch mit einigen Handicaps zu kämpfen.

Das trübt vor allem im professionellen Umfeld den Einsatz, wenn über LTE unternehmenskritische Anwendungen genutzt oder ganze Filialen und Zweigstellen vernetzt werden sollen.

Jürgen Hill: Leitender Redakteur CW
Jürgen Hill: Leitender Redakteur CW
Foto: Joachim Wendler

Allerdings gebührt den Netzbetreibern - mit Blick auf andere deutsche Großprojekte wie Großflughafen Berlin-Brandenburg oder Hamburger Elbphilharmonie - auch Respekt: Sie haben in 16 Monaten eine neue Netzinfrastruktur aufgebaut, mit Bandbreiten, die bis vor Kurzem nur wenigen DSL-Anwendern oder Glasfaserkunden vergönnt waren. Das alles könnte das Thema "Mobiles Arbeiten in der Cloud" beflügeln und die Transformation der Arbeitswelt beschleunigen - Stichwort: Collaboration virtueller Teams.

Auf der anderen Seite liegen einige Schatten auf dem Bild der schönen mobilen Breitbandwelt. Warum lassen sich etwa Apples stylishe Endgeräte mit LTE nur im Telekom-Netz nutzen - und dort auch nur in wenigen Städten? Das dahinterliegende Frequenz-Hickhack ist dem Anwender kaum zu vermitteln. Gleiches gilt für die Tatsache, dass Geschäftsreisende LTE derzeit nicht im Ausland nutzen können. Ganz zu schweigen davon, dass europäisches LTE-Equipment nicht in den USA oder Asien verwendet werden kann.

Und last, but not least erschweren die Carrier mit ihrer Tarifpolitik den LTE-Siegeszug. Warum muss sich ein Anwender mit Datenvolumen und -begrenzungen herumärgern, wenn LTE im stationären Einsatz ein DSL-Ersatz sein soll? Und wofür zahlt der professionelle Anwender bei einigen Carriern LTE-Aufpreise, wenn später die Video-Fans das Netz verstopfen, weil es keine Quality of Service gibt?

Derzeit kann man IT-Entscheidern nur raten, an jedem Standort genau zu prüfen, ob das LTE-Erlebnis den Aufpreis wert ist. Und sie sollten ein Backup einplanen.