Softwaretochter verschmilzt mit dem Mutterkonzern

Lotus soll ab Sommer in die IBM eingegliedert werden

27.04.2001
MÜNCHEN (CW) - Wie aus gut informierten Kreisen verlautet, wird die IBM-Tochter Lotus Development ab Juli dieses Jahres vollständig in den Mutterkonzern integriert sein. Als ersten Schritt dahin band Big Blue die Lotus-Business-Partner in ein neues, gemeinsames Programm für IBM-, Lotus- und Tivoli-Geschäftspartner ein.

Was IBM lange bestritt, trifft nun doch ein: Ab Sommer werden alle Lotus-Mitarbeiter neue Visitenkarten vom Mutterkonzern erhalten. Damit vollendet der IT-Riese ein Vorhaben, das er mit der Besetzung des Lotus-Chefsessels durch den altgedienten IBM-Mann Al Zollar begann, der vergangenes Jahr Jeffrey Papows ablöste.

Ohne großes Aufsehen hat Big Blue die Programme für IBM- und Lotus-Partner bereits zusammengelegt. Damit finden sich nun IBM-, Lotus- und Tivoli-Geschäftspartner gemeinsam in der "IBM Partner World of Software" wieder. Laut Stefan Erndl, Chef der Firma Update Plus aus München, wurden er und alle anderen Lotus-Business-Partner Ende vergangenen Jahres über diese Neuausrichtung informiert. In der Region Deutschland, Österreich und Schweiz gibt es zirka 1300 Lotus-Business-Partner. Die meisten davon sind laut Barbara Peter, Partner Program Manager Central Europe bei Lotus in Ismaning, bereits dem IBM-Programm beigetreten. Die Geschäftspartner sollen nun auch Produkte des Mutterhauses anbieten.

Nach Ansicht von Wilfried Eickholz, Sprecher des Lotus- und IBM-Partners Teamwork AG aus Paderborn, ändert sich durch die Zusammenführung der Partnerprogramme praktisch nichts. Sein Unternehmen habe nunmehr nur noch einen Ansprechpartner. Der Teamwork-Sprecher rechnet jedoch damit, dass nicht nur die Organisationen beider Firmen, sondern auch deren Server-Produkte, "Lotus Domino" sowie "IBM Websphere", enger zusammenrücken und möglicherweise zu einem Produkt verschmelzen werden. Schon heute sind Produkt-Bundles erhältlich, die beide Produkte enthalten, inklusive eines gemeinsamen Log-in-Verfahrens. Eine komplette technische Migration dürfte sich dennoch nur schwer bewerkstelligen lassen, basieren der Notes-Client sowie der Domino-Server doch zu großen Teilen auf proprietärer Technik, während IBM ihr Websphere als offene Applikations-Server für Web-Anwendungen propagiert. Wahrscheinlicher ist, dass der Kunde Domino-Funktionen optional zum Applikations-Server erhält.