Lotusphere in Berlin: Üppiges Programm ohne große Neuheiten

Lotus legt Schwerpunkt auf heißersehntes Notes 5.0

02.10.1998

Einen Blick in die Zukunft warf Jeffrey Papows, President und Chief Executive Officer (CEO) bei Lotus Development, in seiner Eröffnungsrede der Lotusphere Europe 98: "Die Verwaltung von Wissen und die Fähigkeit, Informationen in Echtzeit zu teilen, gehören zu den wichtigsten Bausteinen der neuen vernetzten Gesellschaft." Entsprechende Bedeutung mißt das Unternehmen der Produktfamilie "Lotus Sametime" bei, die Echtzeitkommunikation ermöglichen soll.

In Sametime wird Know-how aus zwei Akquisitionen zusammenfließen: Im Mai hatte Lotus mit Databeam und Ubique zwei Hersteller von Echtzeit-Kommunikationssoftware übernommen. Nun kann der Groupware-Spezialist den sofortigen Austausch von Nachrichten, Gruppen-Chats, Echtzeit-Document-Sharing und Telefonie in seine Softwareprodukte integrieren. Dem liegt die Idee zugrunde, daß Mitarbeiter an verschiedenen Orten unter Umständen gleichzeitig an einem Dokument arbeiten wollen, ohne Zeit durch asynchrone Übertragungswege wie E-Mail oder die Replikation von Dokumenten zu verlieren. Die noch in diesem Jahr erwartete Version 5 von Notes und Domino soll jedenfalls synchrone und asynchrone Features beinhalten.

Seit der Veröffentlichung der ersten allgemein zugänglichen Betaversion haben sich bereits über 35000 Benutzer Notes 5.0 und Domino 5.0 von der Lotus-Web-Page geladen (www.lotus.com). Notes kombiniert Internet-E-Mail, Kalender und Terminplanung, Web-Browsing, Diskussions- und Newsgroups mit dem Erstellen von Hypertext-Markup-Language-(HTML-)Seiten.

Zu den Schmankerln, mit denen Lotus seinen Kunden den Umstieg auf die neue Version 5 versüßen will, gehören einige Eigenschaften zur einfacheren Benutzung. Beispielsweise sollen Bookmarks nicht mehr nur für Domino-Applikationen möglich sein, sondern auch für Web-Seiten und Dokumente. Einer besseren Navigation dienen die Knöpfe "Vorwärts", "Rückwärts", "Stop" und "Erneuern".

Weitere Neuheiten betreffen die Integration mit externen Applikationen. Notes unterstützt jetzt zusätzlich E-Mail-Editoren wie "Microsoft Word" oder "Lotus Word Pro" sowie andere Browser wie den "Microsoft Explorer". Verbesserte Suchmöglichkeiten sind nach Angaben von Lotus ebenso integriert wie die Unterstützung von Internet-Standards. Begeisterung im Publikum löste die Ankündigung aus, es ließen sich nun auch E-Mails mit einer bestimmten Internet-Domain ausfiltern.

Auch die entsprechende Server-Plattform Domino, Version 5, wurde, was Internet-Fähigkeit und Suchfunktionen betrifft, erweitert.

Darüber hinaus integriert das neue Release die Funktionalität von cc:Mail. Zentrale Konfiguration und zentrales Update von Clients sowie eingebaute Möglichkeiten zur Überwachung sollen dem Administrator das Leben erleichtern. Ferner gibt es eine Möglichkeit, den Weg einer E-Mail zu verfolgen, um herauszufinden, ob sie angekommen ist.

Notes/Domino 5.0 wird nach Angaben von Lotus Euro-fähig sein und die Verwendung verschiedener Währungen erlauben. Der Hersteller bezeichnet ein Produkt als Euro-fähig, wenn es Währungsdaten in Euro korrekt verarbeitet - einschließlich der Darstellung des Euro-Symbols -, solange es entsprechend der Bedienungsanleitung eingesetzt wird. Das setzt voraus, daß alle damit zusammenarbeitenden Produkte (Hard-, Soft- und Firmware) ebenfalls Euro-fähig sind.

Konkret bedarf es zweier grundsätzlicher Änderungen in Notes/Domino, die für Version 5 geplant sind: Zum einen werden Währungsdaten neben dem Zahlenwert ein Währungssymbol enthalten. Zudem muß in jedem Einzelfall geklärt werden, daß die gleiche Währung vorliegt und nicht etwa Mark und Franc addiert werden. Die Versionen 4.5.x und 4.6.x von Notes/Domino unterstützen zwar keine unterschiedlichen Währungen, können jedoch den Euro als voreingestellte Währung verwenden, sofern das Betriebssystem Euro-fähig ist.

Ein Publikumsmagnet auf der Lotusphere sind die Vorträge und Sessions. Hier informieren sich Lotus-Kunden über die neuesten Entwicklungen und technische Möglichkeiten. Sollten spezielle Fragen unbeantwortet bleiben, besteht zusätzlich die Option, in einem der sogenannten Labs Experten zu Rate zu ziehen. Beispielsweise gab es einen gut besuchten Vortrag zum Thema "Migration von cc:Mail auf Notes/Domino". Mark Fellows, Senior Product Manager bei Lotus, informierte über verschiedene Upgrade-Pfade: "Es ist entweder möglich, die Clients direkt zu Notes zu migrieren, oder einen Zwischenstopp bei cc:Mail, Version 8, einzulegen". Ersteres hat den Vorteil, daß jeder Client nur einmal angefaßt werden muß. Ein schrittweises Vorgehen dagegen erfordert weniger Training der Endbenutzer.

Ist diese Entscheidung gefallen, steht der Anwender vor einem weiteren Dilemma: Soll er einfach die gesamte Software durch die neue ersetzen? Dann gingen auch sämtliche cc:Mail-Daten verloren. "Nur wenige Organisationen können das verkraften", warnt Fellows. Als Alternative bietet sich an, die Daten ganz oder teilweise auf Notes zu portieren. Die Daten teilweise zu übernehmen, bedeutet einen größeren Planungsaufwand (Welche Information sollen erhalten bleiben?), braucht aber weniger Zeit für die Umsetzung.

Fellows rät Upgrade-willigen Kunden, auf genügend Massenspeicherplatz zu achten. Sie sollten sich rechtzeitig überlegen, wie lange das Upgrade einer Mailbox dauert, und nicht vergessen, das cc:Mail-Verzeichnis zu säubern. Es empfiehlt sich weiterhin, Sicherheitskopien der existierenden Post Offices anzulegen und die Upgrade-Tools in der eigenen Umgebung ausgiebig zu testen.

Einen neuen Service zur Migration von cc:Mail bietet Equant Integration Services (Equant IS) an. Der Netzwerkintegrator aus Frankfurt gab auf der Lotusphere eine Kooperation mit Lotus bekannt. Equant IS wird künftig weltweit auf Lotus Notes und Domino basierende Kommunikationssysteme für multinationale Unternehmen einrichten und warten. Der Schwerpunkt der Kooperation liegt zunächst auf dem "E-Migrate"-Service, der Unternehmen bei der Migration von Messaging-Systemen auf Notes/Domino unterstützt, ohne daß Daten verlorengehen oder Geschäftsprozesse gestört werden. British American Tobacco (BAT) nutzt als erster Kunde das neue Angebot. Mit dem Zigarettenhersteller hat Equant bereits einen 7,5-Millionen-Dollar-Vertrag über "Managed Lotus Notes Services" unterschrieben.

Preisnachlässe

- Lotus erweiterte sein Messaging Upgrade Program. Mit Preisnachlässen von über 30 Prozent versucht das Unternehmen, Anwendern gemischter Umgebungen den Umstieg auf Lotus Notes schmackhaft zu machen. Das Programm richtet sich an Kunden, die "Microsoft Mail", "Microsoft Exchange", "Novell Groupwise", "Banyan Mail", "Netscape Mail", "HP Openmail", "Eudora Pro", "Da Vinci E-Mail", "Memo" von Verimation, "Digital All-in-1" und "Emc2/TAO" von Fischer International einsetzen.

- Lotus hat eine Initiative zur Entwicklung von Applikationen in mehreren Sprachen angekündigt. Ein Standbein der Initiative bildet die Verfügbarkeit der Domino Global Workbench (DGW) im Release 5 von Domino Designer. DGW macht den Domino Designer zu einer Entwicklungsumgebung, mit deren Hilfe sich mehrsprachige Web-Applikationen für die Zusammenarbeit in Gruppen schaffen, updaten und synchronisieren lassen. Mehrsprachige Anwendungen sind wichtig für weltweite Organisationen wie Amnesty International.