Olympische Spiele 2012

Londoner IT-Marathon

17.07.2012
Von Tobias Wendehost

Neue Informationsquellen

Die Dimensionen der Olympischen Spiele im Überblick.
Die Dimensionen der Olympischen Spiele im Überblick.
Foto: Atos

Unter dem Namen Info+ wurden 1800 Terminals an den unterschiedlichen Spielstätten platziert, die einen Überblick über die Ergebnisse liefern. Hinzu kommt myInfo+. Die Applikation ist in London erstmals für alle akkreditierten Teilnehmer verfügbar. Laut Atos lassen sich mit dem Programm alle denkbaren Daten abrufen, darunter auch Sportlerbiografien oder Wetterprognosen. Wer die App herunterlädt, kann die Informationen auf seinem Newsportal integrieren und eingrenzen.

Der Bilder- und Informationsflut wurde im Vorfeld größte Aufmerksamkeit geschenkt. BT, Cisco und Atos erwarten während der Spiele Datentransferraten von bis zu 60 Gbit/s. Das Gros wird über das International Broadcast Centre (IBC) fließen, das Teil des Hauptpressezentrums ist. Vom Londoner Osten aus produzieren die Olympic Broadcasting Services London (OBSL) alle Bildformate. In Zusammenarbeit mit dem belgischen Unternehmen EVS, das auf die Verarbeitung von Video- und Audiodaten spezialisiert ist, werden die Bilder weltweit an die Sendeanstalten verteilt. Die OBSL stellen allein EVS über 300 Multikanal-XT-Server zur Verfügung. Die Verarbeitung und Verbreitung läuft über das Video-Management-System "IPDirector", so dass die Mitarbeiter alle Medien durchsuchen können, zu denen unter anderem Zeitlupen- und Highlight-Aufnahmen gehören.

Drahtloses London

Die Bilder von ARD und ZDF kommen je nach Bedarf im HD-Format an. Das Signal für Standard-Definition-TV-Kunden (SDTV) wird vor dem Transfer herunterskaliert. Für die Übermittlung nutzen die Öffentlich-Rechtlichen das Glasfasernetz (FiNE) der Europäischen Rundfunkunion (EBU), das seit 2003 verfügbar ist.

Besonders kritisch dürfte in erster Linie der Internet-Traffic sein. Viele Sendeanstalten, allen voran die BBC, wollen von bis zu 24 Wettkämpfen gleichzeitig HD-Live-streams in das Glasfasernetz senden - eine Datenlawine droht. Britische Service-Provider gehen bereits davon aus, dass Geschäftskunden während der Spiele mit erheblichen Einschränkungen rechnen müssen. Was für die physischen Netzwerke gilt, kann auch die Mobilfunknetze betreffen. Viele der insgesamt zehn Millionen Besucher werden versuchen, ein Bild von den Wettkämpfen zu erhaschen und im Social Web zu posten. Um für Entlastung zu sorgen, sind an verschiedenen Orten auf dem Olympia-Gelände und in den Londoner Stadtbezirken Westminster, Kensington sowie Chelsea Hotspots platziert. Zusätzlich hat Virgin Media angekündigt, in 80 U-Bahn-Stationen kostenlose WLAN-Verbindungen anzubieten. Ergänzt werden diese durch 56 Wifi-Punkte an S-Bahn-Stationen.

Dennoch können Vorkehrungen und Tests keine völlige Sicherheit garantieren. Überraschungen wie bei den Winterspielen in Salt Lake City 2002, als Manipulationen der Eiskunstlaufjury bekannt wurden und es mit dem russischen und dem kanadischen Paar am Ende zwei Goldmedaillengewinner gab, können wieder auftreten. Davor haben die Techniker am meisten Angst.

Olympische Spiele und Paralympics in Zahlen

Olympische Spiele

  • 17 Wettkampftage (27. Juli bis 12. August 2012)

  • 26 Sportarten mit 300 Medaillenveranstaltungen

  • 94 Olympiaschauplätze, darunter 36 Wettkampforte

  • 10.500 Athleten

  • 70.000 freiwillige Helfer

  • 204 Nationale Olympische Komitees

  • circa 4 Milliarden TV-Zuschauer

  • 21.000 akkreditierte Journalisten, Fotografen und Sendeanstalten

Paralympische Spiele

  • 11 Wettkampftage (29. August bis 9. September 2012)

  • 20 Sportarten mit 471 Medaillenveranstaltungen

  • 21 Austragungsorte

  • 4.200 Athleten

  • 162 Nationale Paralympische Komitees 2.300 Teamoffizielle

  • 6.500 Medien und Sendeanstalten

Technik und IT

  • 5000 Techniker und 2500 Helfer

  • 3500 IT-Spezialisten

  • zehn neu im Commentator Informations System (CIS) aufgenommene Sportarten

  • fünf neu im CIS aufgenommene Paralympische Sportarten

  • 1600 CIS-Terminals

  • 1800 Info+-Terminals

  • myInfo+-App