Zentrale versus dezentrale IT

Logistik-IT - besser zentral?

20.12.2013
Von 
Rainer Hoppe ist geschäftsführender Gesellschafter der A‘pari Consulting GmbH in Wiesbaden.
Zentrale versus dezentrale IT ist gerade in der Logistik ein heiß diskutiertes Thema. Beide Varianten haben Vor- und Nachteile. Aber es gibt einen Trend.

Seit Jahrzehnten prägen zwei gegenläufige Trends die Entwicklung der Logistik-IT: Kleinere und mittelgroße Unternehmen organisieren ihre Systeme häufig dezentral. Größere Dienstleister und Global Player verfügen dagegen meist über zentral gesteuerte IT-Strukturen. Beide Strömungen haben Anhänger und Argumente auf ihrer Seite. Doch Kosten- und Sicherheitsaspekte sprechen immer stärker für den Einsatz zentraler Rechenzentren.

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Bei der Einrichtung von IT-Systemen gilt es, die organisatorischen Anforderungen des Unternehmens mit den spezifischen Bedürfnissen der einzelnen Nutzer in Einklang zu bringen. Hierin steckt Potenzial für Konflikte zwischen der IT- und der Anwenderseite.

Vorteil Zentralisierung

Eine zentralisierte Infrastruktur spielt ihre Stärken in der Einheitlichkeit von Soft- und Hardwarestandards und der hohen Konsistenz der unternehmensweit eingesetzten Systeme aus. Gleichzeitig fordert sie einen größeren Anpassungsaufwand vom Nutzer, beispielsweise wenn es darum geht, ob spezifische Bedürfnisse einzelner Niederlassungen berücksichtigt werden können.

Obwohl zentrale Systeme große Sorgfalt und eine gute Absicherung gegen Angriffe von außen erfordern, lohnt sich ihr Einsatz. Mit ihrer einheitlichen Basis ermöglichen sie es, neue Standorte rasch zu implementieren und in den Firmenverbund aufzunehmen. Bei saisonalen Schwankungen oder raschem Wachstum lassen sich zudem die Hardwarekapazitäten flexibel umverteilen.

Wer seine IT-Infrastruktur in einem zentralen Rechenzentrum bündelt, profitiert zusätzlich von der hohen Ausfallsicherheit. Hier gehört 24-Stunden-Service an sieben Tagen der Woche zum Standard. Darüber hinaus kann das Administrations-Know-how an einer Stelle gebündelt werden. Dadurch fällt der Personalbedarf für die Betreuung zentraler Systeme relativ gering aus.

Über eine zentral gesteuerte IT lassen sich auch unternehmensweite Sicherheitsstandards leichter durchsetzen. Das macht den Schutz sensibler Firmendaten einfach und senkt die Betriebs- und Bestandsrisiken. So sind auch beispielsweise Zertifizierungen nach ISO 27001 bequem vorzubereiten.

Im Alltagsbetrieb profitieren Unternehmen von der einheitlichen Datenverwaltung und der Konsistenz der Stammdaten. Damit fördern sie letztlich die Transparenz der gesamten IT-Prozesse.

Dezentral und flexibel

Dagegen sind dezentrale Systeme flexibler und können schneller an die individuellen Bedürfnisse einzelner Kunden angepasst werden. Damit verhelfen sie den Unternehmen zu einem höheren Maß an Kundennähe und Agilität.

Zudem können Soft- und Hardware leichter auf die lokalen Erfordernisse eingestellt werden. Im Vergleich mit zentralen Rechenzentren lassen sich Hard- oder Softwaremodule für dezentrale Systeme in der Regel schnell und einfach beschaffen beziehungsweise ersetzen.

Zentrale versus dezentrale IT-Organisation – ein Überblick.
Zentrale versus dezentrale IT-Organisation – ein Überblick.
Foto: A‘pari Consulting

Rasche Entscheidungen

Wer sich für die dezentrale Organisation entscheidet, profitiert von kürzeren Entscheidungswegen und meist auch von engeren Kontakten zu lokalen Lieferanten. Selbst der Wartungs- und Betreuungsaufwand für die kleineren Netze ist vergleichsweise gering, und das Know-how steht in der Regel direkt vor Ort zur Verfügung.

Das birgt allerdings die Gefahr, in Abhängigkeit von wenigen Personen zu geraten. Wenn Mitarbeiter mit speziellem Know-how im Notfall nicht greifbar sind, können die Probleme auch nicht sofort gelöst werden - oft mit teuren Folgen.

Weitere Kostentreiber sind die lokalen Server-Räume. In Relation zu den Hardwareanforderungen und der Rechenkapazität sind diese oft unverhältnismäßig teuer.

Weniger Sicherheit

Auch die Sicherheitsstandards der dezentralen Organisationen liegen häufig weit unterhalb derer für zentrale Rechenzentren, besonders bei der Zutrittskontrolle. Unternehmen, die sich gegen ein zentrales Rechenzentrum entscheiden, riskieren außerdem eine geringe Integration ihrer Niederlassungen untereinander.

Daraus resultiert oft ein höherer Aufwand für die unternehmensinterne Kommunikation bei abteilungsübergreifenden Geschäftsprozessen. Denn dort, wo eine größere Zahl von Insellösungen nebeneinander bestehen, steigen die Prozesskosten aufgrund fehlender Standards. Außerdem sind wichtige Kennzahlen kaum oder nur unter großem Aufwand ermittelbar.

Zwar sind beide IT-Strategien mit systemspezifischen Vor- und Nachteilen verbunden. Doch zeichnet sich derzeit ein Trend zur Zentralisierung der IT-Systeme ab. Entscheidend dafür sind zum einen die Sicherheitsaspekte. Zum anderen schätzen es die Unternehmen, sich auf harmonisierte IT-Prozesse verlassen zu können. (qua)