Logik in Aspik

08.02.1980

"Drei Dinge", sagt National Semi-Manager Robert R. Heikes, "braucht ein Computerhersteller, um erfolgreich zu sein: Halbleiter-Erfahrung, eine starke Service-Organisation - und Image des Mainframers" (vgl. Interview der Woche, Seite 4). Begründung: Die Hardwarekosten gehen gegen Null, die Software wird Firmware, vom Mikrocode verstehen die "Silicon-Riesen" am meisten.

Als einer der führenden Halbleiter-Hersteller der Welt, der sich zudem mit der Übernahme der Itel Corp. (jetzt National Advanced Systems Corporation, kurz NASC) gut ins Universalrechner-Lager eingekauft habe, bringe National Semiconductor (fast) alle Voraussetzungen mit, der Konkurrenz standzuhalten .

Folgerichtig stellt Heikes die Behauptung auf, in zehn Jahren werde die NASC IBM-Kronprinz sein.

Man mag dies als gewagte Spekulation bezeichnen oder gar als Marketing-Gedöns abtun - vor dem Hintergrund solcher Überlegungen erscheint eine Änderung der Besitzverhältnisse auf dem Computer-Weltmarkt wahrscheinlich.

Den Grund dafür ließ Heikes genüßlich anklingen, als er von dem Lieferproblem bei Halbleitern sprach, von dem National Semiconductor selbstverständlich nicht betroffen sei - man ist Selbstversoger.

Als versteckten Seitenhieb auf die Universalrechner-Konkurrenz ist wohl auch zu verstehen, daß Heikes ausdrücklich die Notwendigkeit betonte, im Großrechnermarkt präsent zu sein. Von diesem Argument ließ sich bekanntlich auch das Olivetti-Management leiten, als kürzlich OEM-Verträge mit der amerikanischen IPL Systems und der japanischen Hitachi-Gruppe geschlossen wurden. Das "Alles aus einer Hand"-Prinzip feiert fröhliche Urständ.

Doch zurück zu dem Kriterium "eigene Chip-Produktion": Wie National Semiconductor könnten auch Siemens- und Philips von einem "Run ins Silicon" profitieren beide haben eine starke Halbleiterproduktion im Rücken.

In einer ungünstigen Position befinden sich laut Heikes beispielsweise Amdahl und Sperry Univac. IBMs Spitzenplatz, so Heikes, bleibt unangetastet: Logik in Aspik.