Logica CMG startet neuen Anlauf

30.01.2007
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Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.
Der britische Anbieter möchte in Deutschland mit Outsourcing-Angeboten wachsen.

Der britische IT-Dienstleister Logica CMG hat in Deutschland bislang keine guten Erfahrungen gemacht. Die ersten Schritte in das hiesige Servicegeschäft wagte der Anbieter im Jahr 2000 mit der Übernahme des Beratungshauses PDV. Für 1,2 Milliarden Mark wechselten die Consultants unter das Logica-CMG-Dach und bescherten der Muttergesellschaft eine lange Phase wirtschaftlicher Probleme in Deutschland. Ärgerlich für die Briten war zudem, dass PDV-Gründer Wilfried Förster 2002 samt Kundenkontakten und einigen Mitstreitern das Unternehmen verließ, um die C1 Group zu gründen.

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  • welchen Erfahrungen Logica CMG im deutschen Markt gemacht hat;

  • wie das Unternehmen sich künftig positioniert;

  • wie das Serviceportfolio aussieht;

  • wo es noch Defizite gibt.

Glücklose PDV-Übernahme

Daher ist es kaum verwunderlich, dass die Logica-CMG-Zentrale in ihren ambitionierten Wachstumsplänen Deutschland zunächst einmal aussparte. Erst 2005 wurde der IT-Dienstleister wieder in Deutschland aktiv, allerdings eher unfreiwillig. Mit der Übernahme der französischen Unilog-Gruppe erweiterte Logica CMG auch das Deutschland-Geschäft, der sich hiesige Umsatz verdoppelte sich schlagartige von 115 Millionen Euro auf nun knapp 250 Millionen Euro. Die Probleme halbierten sich dadurch nicht, denn sowohl Unilog als auch Logica CMG schrieben zumindest im Jahr 2004 laut den Marktforschern von IDC in Deutschland rote Zahlen. Logica CMG hatte sich noch nicht von der PDV-Übernahme erholt, Unilog war noch mit der Integration des übernommenen Beratungshauses Avinci beschäftigt.

In der Liste der größten europäischen Service-Provider im Jahr 2005 führt IDC die britische Logica CMG erst an Platz zwölf. Mit der Übernahme der WM Data dürfte der Sprung unter die europäischen Top Ten gelungen sein. Das gilt jedoch nicht für das weltweite und deutsche Ranking.
In der Liste der größten europäischen Service-Provider im Jahr 2005 führt IDC die britische Logica CMG erst an Platz zwölf. Mit der Übernahme der WM Data dürfte der Sprung unter die europäischen Top Ten gelungen sein. Das gilt jedoch nicht für das weltweite und deutsche Ranking.
Foto: IDC

"Zukäufe haben positive Auswirkungen auf die Topline, also auf die Einnahmen. Im IT-Markt schaffen es jedoch nur wenige Unternehmen, die Akquisitionen so zu integrieren, dass sie unterm Strich schnelle Erfolge erzielen", warnt IDC-Experte Thomas Reuner. "Im IT-Servicegeschäft ist Größe wichtig, um skalieren und günstige Preise bieten sowie internationale Kunden bedienen zu können." Ebendiese Strategie verfolgt Logica CMG. "Das belegen die vielen Zukäufe", so Reuner. Jüngster Beweis ist die Übernahme des skandinavischen Service-Provides WM-Data im Sommer vergangenen Jahres für 1,23 Milliarden Dollar.

Schwaches Outsourcing-Geschäft

In Deutschland konzentrierte sich das Geschäft von Unilog zunächst auf die Management-Beratung und auf Schulungen. Mit der Übernahme von Avinci erweiterten die Franzosen ihre Deutschland-Aktivitäten um Projekt- und Integrationsservices. Kaum anders sah das Logica-CMG-Portfolio aus, denn Basis des hiesigen Marktauftritts war das übernommene Beratungshaus PDV. Darüber hinaus konnte Logica CMG erste Erfolge im Outsourcing-Geschäft verzeichnen, etwa mit der Übernahme der Anwendungsentwicklung von der Deutschen Bank. Doch auf ein ausgesprochen gut ausgebautes Outsourcing-Angebot konnten hierzulande weder Unilog noch Logica CMG verweisen. "Die internationalen Organisationen beider Häuser verfügen über Outsourcing- und Offshoring-Services. Da gibt es in Deutschland noch Nachholbedarf", weiß Hartmut Lüerßen, Geschäftsführer des Beratungshauses Lünendonk.

Das Defizit ist bekannt. "Outsourcing war auch in der Vergangenheit ein wichtiges Geschäftsfeld", wiegelt Torsten Strass, einer der Avinci-Gründer und seit Dezember CEO der deutschen Logica-CMG-Dependance, zwar ab. "Wir wollen unsere Aktivitäten aber intensivieren", räumte er dennoch ein. Angebote zielen auf das Geschäft mit Auslagerungsdiensten für Pesonalabteilungen (Human Resource Outsourcing), dem IT-Infrastruktur-Outsourcing sowie dem Application-Management und der Übernahme von Tests in der Softwareentwicklung.

Der Schwenk zu neuen Angeboten und zu schlankeren Strukturen unter Leitung der ehemaligen Avinci-Gründer kommt offenbar nicht bei allen Mitarbeitern gut an. In Düsseldorf, so ist aus dem Unternehmensumfeld zu hören, haben viele Berater den zusammengewürfelten IT-Dienstleister verlassen, um Logica CMG aus aus eigener Kraft Konkurrenz zu machen. Gerüchte, wonach LogicaCMG unter einer hohen Fluktuation leide und bis zu 600 Mitarbeiter dem Unternehmen den Rücken gekehrt hätten, bestätigt Deutsch land-Chef Strass nicht.

Starke Konkurrenz um Big-Deals

Mit der Übernahme von Unilog ist Logica CMG in Deutschland zwar kräftig gewachsen, konnte aber laut IDC-Zählung noch nicht in die Liste der zehn größten hiesigen Anbieter vorrücken. Auch unter den meisten Anwendern ist das Unternehmen nicht die erste Wahl, wenn es um die Vergabe großer Aufträge etwa im Outsourcing-Geschäft geht. "Logica CMG ist nicht auf der Shortlist, es sei denn, es geht um Spezialthemen in der Telekommunikationsbranche", berichtet IDC-Manager Reuner. Dazu müsse man den Vertrieb und das Marketing stärken, doch "gute Sales-Mitarbeiter mit ausgeprägtem Branchen- oder Spezialwissen sind teuer", warnt Reuner.

Investitionen erforderlich

Der IDC-Experte sieht Logica CMG immerhin auf dem Weg in die erste Liga der großen Anbieter, sollte das Unternehmen die Expansionsstrategie fortsetzen und die Zukäufe vernünftig integrieren. Als gute Basis für eine Weiterentwicklung des deutschen Geschäfts erachtet Lünendonk-Geschäftsführer Lüerßen zudem die internationalen Kapazitäten, zumal Beratungs- und Integrationsprojekte zunehmend in länderübergreifenden virtuellen Teams bearbeitet werden. "Mit den jüngsten Zukäufen hat Logica CMG eine interessante Kombination im Portfolio zusammengestellt. Die Bandbreite reicht von der Manage ment-Beratung über die Prozess- und IT-Beratung bis hin zu Betriebsdiensten", schil dert er. "Will man jedoch im deutschen Outsourcing-Markt Flagge zeigen, sind Investitionen erfor derlich. Darüber sollte Logica CMG jedoch nicht die übrigen Geschäftsfelder vernachlässigen."