Logica CMG schluckt Rivalen Unilog

20.09.2005
Die Konsolidierung in der IT-Dienstleistungsbranche geht in eine neue Runde.

Mit der Übernahme des französischen Konkurrenten Unilog schließt die britisch-niederländische Logica CMG zu den zehn größten IT-Dienstleistern in Europa auf. Verläuft die Transaktion plangemäß, entsteht ein Unternehmen mit knapp 27 000 Mitarbeitern und einem Umsatz von 3,1 Milliarden Euro. Zum Portfolio der Serviceanbieter zählen neben Outsourcing-Diensten auch Management- und IT-Consulting sowie Systemintegration.

In einer gemeinsamen Erklärung sprachen beide Unternehmen von einem freundlichen Zusammenschluss. Mehrere Topmanager von Unilog, darunter der Vorstandsvorsitzende Gérard Philippot, haben bereits eingewilligt, ihre Aktien zu einem Preis von 73 Euro zu verkaufen. Sie halten zusammen 32,3 Prozent der Unilog-Anteile. Den übrigen Aktionären will Logica CMG ein Kaufangebot in gleicher Höhe unterbreiten. Die Übernahme hätte damit einen Wert von rund 930 Millionen Euro. Wettbewerbsbehörden und die Aktionäre von Logica CMG müssen dem Deal noch zustimmen.

Die Unternehmen ergänzten sich im Hinblick auf ihre Kunden, geografische Präsenz und ihre Leistungsangebote, erklärte Logica-CEO Martin Read. So steige man in Frankreich zum viertgrößten IT-Dienstleister auf. Im deutschen Markt würde Logica CMG laut eigenen Angaben auf Rang 14 rangieren. Richard Holway, Analyst beim britischen Marktforschungshaus Ovum, begrüßte die Übernahme: "In Großbritannien, Frankreich und den Benelux-Ländern gehört Logica CMG jetzt zu den Big Playern." Damit werde dem Kundenwunsch Rechnung getragen, IT-Dienstleistungen bei großen Anbietern einzukaufen, die international aufgestellt sind.

Weitere Übernahmen geplant

Read kündigte bereits anlässlich der Bekanntgabe der Halbjahreszahlen Ende August weitere Akquisitionen an. Zuletzt hatte das Unternehmen den IT-Dienstleister des portugiesischen Energieversorgers EDP (Energias de Portugal), Edinfor, zu 60 Prozent übernommen. Im Dezember 2002 fusionierten Logica und CMG zu Logica CMG.

Im ersten Halbjahr 2005 steigerte der Serviceanbieter den Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 10,9 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro. Der operative Gewinn wuchs um 23 Prozent auf 59,6 Millionen Euro. In Deutschland und Frankreich fuhren die Briten allerdings jeweils Verluste in einstelliger Millionenhöhe ein.

Mit Unilog erwirbt Logica CMG auch den deutschen Consulting- und Trainingsanbieter Integrata sowie die rund 400 IT-Berater der ehemaligen Avinci AG. Unilog hatte die deutsche Beratungsfirma vergangenes Jahr aufgekauft. "Wir wollen auch hierzulande zu den Top-Playern gehören", erklärte Peter Herrmann, Deutschland-Chef von Logica CMG, gegenüber der computerwoche. Sein Unternehmen profitiere insbesondere von der starken Consulting-Mannschaft, die Unilog in das Unternehmen einbringe.

Um in Deutschland weiter zu wachsen, bemühe sich Logica CMG einerseits um größere Outsourcing-Deals, die in der Regel mit der Übernahme von Mitarbeitern und Vermögensteilen verbunden sind. Andererseits halte man weiter Ausschau nach Akquisitionszielen.

Angesprochen auf eine mögliche Partnerschaft mit Siemens Business Services (SBS) gab sich Herrmann zurückhaltend: Angesichts der massiven Probleme der Siemens-Sparte erscheine es fraglich, ob eine Kooperation Sinn ergebe. Dennoch sei dies eine Option, über die man nachdenken könne: "Wir bleiben auf Tuchfühlung."

Synergieeffekte

Logica CMG beschäftigt in Deutschland rund 1200 Mitarbeiter, mit Unilog vergrößert sich die Belegschaft um weitere 1000 Angestellte. In einem fusionierten Unternehmen ergäben sich Synergieeffekte vor allem im Backoffice-Bereich und durch die Zusammenlegung von Standorten, erläuterte Herrmann. Konkreteres könne man gegenwärtig noch nicht sagen. (wh)