Lösungen statt Gigahertz-Wahn

14.10.2005
Chiphersteller Intel hat in Belgien sein erstes "Digital Office" eröffnet. Dort will die Company IT-Managern das Potenzial moderner PC-Technik unter anderem in Verbindung mit VoIP demonstrieren.

Mit dem Digital Office in der Nähe von Antwerpen hat Intel weltweit sein erstes Modellbüro eröffnet, in dem die Company mit Partnern professionellen Anwendern ihre Vision des elektronischen Büros von morgen zeigen will. Dabei legt Intel Wert darauf, keine Zukunftsvisionen zu zeigen, sondern Techniken, die in nächster Zeit in den Büroalltag Einzug halten. So demonstriert der Chiphersteller die "Active Management Technology" (AMT) oder die "Virtualisation Technology" (VT) aus dem eigenen Haus neben Voice over IP (VoIP), Unified Messaging oder der Smartphone-PC-Integration.

Hier lesen Sie …

• wie Intel mit dem Digital Office neue PC-Anwendungen demonstriert;

• wie der Desktop-PC etwa die Aufgaben einer IP-TK-Anlage übernimmt;

• welche Technik Intel propagiert, um den PC für unternehmenskritische Aufgaben fit zu machen.

Mehr zum Thema

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Intel-Roadshow "Best of IT-Solutions"

Auch 40 Jahre nach der Formulierung des Mooreschen Gesetzes setzt sich die Spirale aus immer größerer Leistungsfähigkeit von Prozessoren und - damit verbunden - immer mehr denkbaren Anwendungsmöglichkeiten fort. Der Chiphersteller Intel veranstaltet vor diesem Hintergrund gemeinsam mit der COMPUTERWOCHE eine Roadshow in Deutschland, bei der einschlägige Best-Practice-Beispiele im Vordergrund stehen. In jeweils halbtägigen Konferenzen, die im November in Hamburg (15.11.), Düsseldorf (18.11.) sowie München (30.11.) stattfinden, werden Themen wie "Serviceorientierte Architektur für RFID-End-to-End-Lösungen" bei der Metro Group sowie die "Konvergenz von auf Intel-Technologie basierenden IT-Lösungen mit Fahrzeugen bei der E.E.P.D. GmbH" beleuchtet.

Keynotes prominenter Redner wie Hans-Olaf Henkel beziehungsweise Pater Anselm Bilgri runden das Programm ab.

Weitere Informationen und Anmeldung unter www.idg-veranstaltungen.de/roadshow.

Wenn das Konzept gut angenommen wird, so Thomas Kilroy, Vice President der Intel Digital Enterprise Group, dann will die Company in anderen Ländern weitere "Digital Offices" eröffnen. Ketzerische Zungen sehen dagegen in dem Digital Office nur eine Verkaufsplattform, um den Absatz neuer PC-Plattformen zu fördern, obwohl die CPUs heutiger Arbeitsplatzrechner lediglich zu 20 Prozent ausgenutzt werden. Eine Kritik, die Kilroy nicht teilt, für ihn sind neue Techniken wie AMT ein Weg, mit dem Unternehmen die Total Cost of Ownership der Desktop-Rechner senken können. Zudem ist der Vice President davon überzeugt, dass künftig auf die Arbeitplatzrechner immer mehr Applikationen verlagert werden, "denn wenn der User mit seinem Notebook als Arbeitsplatzrechner unterwegs ist, dann hat er keine schnelle Netzanbindung, um Server-gestützte Applikationen zu nutzen". Deshalb werde sich auch angesichts der geringen Preisunterschiede zu einem vollwertigen PC das Prinzip der Thin Clients nicht durchsetzen.

Ein Beispiel für die Verlagerung von mehr Aufgaben auf den Arbeitsplatz ist die "Next Generation Desktop IP Voice" von Atos Origin, die der Anwender im Digital Office testen kann. Diese VoIP-Lösung, die von dem Zürcher Unternehmen Media-Stream.com AG unter dem Namen "Ephone" entwickelt wurde und hierzulande unter anderem auch von der Telekom als "Octopus Netphone" vertrieben wird, verzichtet komplett auf eine IP-PBX, wie sie bei anderen Lösungen in Form von Call-Servern existiert.

Desktop als TK-Anlage

Bei dieser verteilten Lösung telefonieren zwei Clients innerhalb eines IP-Netzes direkt über eine Punkt-zu-Punkt-Verbindung miteinander. Weitere Komponenten für das Zusammenschalten der Gesprächspartner sind nicht erforderlich. Und Leistungsmerkmale wie Konferenzschaltung, Wartemusik oder Gesprächsaufzeichnung, die normalerweise eine TK-Anlage bereitstellt, werden lokal auf dem Arbeitsplatz-PC ausgeführt. Um diese Funktionen zu realisieren, muss auf den Rechnern der "ePhone Client" installiert sein. Er erweitert das E-Mail-Programm, unterstützt werden Outlook und Notes um die Sprachtelefonie.

Auf diese Weise erledigt der Client auf dem Desktop das Gros der Telefonieaufgaben, so dass nur wenige zentrale Komponenten in Form von Windows-Diensten benötigt werden. Eine davon ist der "Phone Registrierungsdienst", der einer Nebenstelle eine Telefonnumer zuordnet, damit sich zwei Telefon-Clients finden können. Die Informationen können entweder im Active Directory hinterlegt werden oder in einer Lotus-Domino-Datenbank. Der zweite erforderliche Server-Dienst ist "Phone Abwesenheit". Da der ePhone-Client ja als eine Art TK-Anlage auf dem PC betrachtet werden kann, steht keine Telefoniefunktionalität zur Verfügung, wenn der Rechner des Benutzers ausgeschaltet ist. Hier kommt der Abwesenheitsdienst ins Spiel: Er leitet ankommende Gespräche auf eine andere Nummer weiter oder nimmt eine Sprachnachricht auf. Für diese Funktionalität benötigt der Service ein eigenes Benutzerpostfach auf einem Mail-Server.

Bleibt die Telekommunikation auf das unternehmenseigene IP-Netz beschränkt, so reichen diese drei Komponenten zur Realisierung einer VoIP-Lösung. Soll dagegen noch eine Verbindung ins öffentliche Telefonnetz erfolgen, ist zusätzlich ein "Phone Gatewaydienst" erforderlich.

Werden Arbeitsplatz-PCs wie im obigen Beispiel mit unternehmenskritischen Aufgaben betraut, dann steigt der Bedarf nach Management-Lösungen und hoher Ausfallsicherheit. Hier propagiert Intel sein AMT, das bereits bei ausgeschaltetem PC eine Überwachung/Inventarisierung der Hardware erlaubt und den remoten Zugriff auf den Rechner ermöglicht, bevor dieser überhaupt ein Betriebssystem gebootet hat.

Um die Technik nutzen zu können, sind jedoch in den meisten Unternehmen neue PCs erforderlich, denn AMT funktioniert erst mit jüngeren Chipsätzen wie dem "945G Express Chipset". Zusätzlich müssen auf dem Motherboard eine spezielle Netzkarte sowie Flash Memory verbaut sein.

Der zweite Ansatz, mit dem Intel die PCs für kritische Applikationen fit machen will, ist die hardwareseitige Unterstützung der Virtualisierung auch auf dem Desktop-PC. Dann könnte etwa die obige TK-Lösung in einer eigenen virtuellen Maschine laufen oder eine vom Benutzer abgeschottete Maschine dem User-Support für Wartungsarbeiten den Fernzugriff ermöglichen.