Oracle vs. SAP

Lizenzkosten im Vergleich

12.02.2009
Von RAAD Research
Oracle und SAP-Kunden unterscheiden sich, wie kürzlich festgestellt wurde, nicht wesentlich hinsichtlich Unternehmensgröße, Branchen- und Konzernzugehörigkeit, wohl aber hinsichtlich der eingesetzten Softwareapplikationen.

Im zweiten Teil des Vergleichs von Kostenarten und Kosteneinflussgrößen bei Oracle- und SAP-Kunden im deutschsprachigen Raum sollen die Gesamtlizenzausgaben für Software des jeweiligen Herstellers betrachtet werden. Bei der TCO-Betrachtung tragen die gesamten Softwarekosten, wovon die Lizenzausgaben einen Teil ausmachen, je nach Softwaretyp oft weniger als 10 Prozent zu den Gesamtkosten bei.

Im Rahmen der Befragung war es für die Ansprechpartner in den Unternehmen häufig schwierig, die unterschiedlichen User- und Engine-Lizenzpreise ad hoc zu rekapitulieren. Deshalb wurde außerdem nach den Gesamtenlizenzkosten gefragt, die sich aus der Summe der User- und Engine-Lizenzen ergeben. Während der Interviews wurde bei Oracle-Kunden explizit darauf hingewiesen, dass die Kosten für Oracle-Datenbanklizenzen nicht zu berücksichtigen seien, sondern lediglich die Lizenzen für Software aus den Produktkategorien Oracle Applications, Peoplesoft, J. D. Edwards und Siebel. Außerdem wurden noch Angaben zu Agile und Hyperion mit in die Betrachtung aufgenommen.

Die Lizenzausgaben im einzelnen.
Die Lizenzausgaben im einzelnen.
Foto: RAAD

Das Ergebnis für die Gesamtlizenzausgaben für Software des jeweiligen Herstellers scheint auf den ersten Blick eindeutig auszufallen. Bei Oracle-Kunden liegt der Median bei 230.000 Euro Lizenzausgaben. Bei SAP-Kunden ist der Median doppelt so hoch und beträgt 460.000 Euro. Der Median sagt aus, dass 50% der Kunden jeweils mehr bzw. weniger als den angegebenen Medianwert als Lizenzausgaben getätigt haben. Beim reinen Vergleich der Mediane liegt somit der Schluss nahe, dass SAP-Kunden wesentlich höhere Lizenzausgaben hätten als Oracle-Kunden. Allerdings hält diese Aussage einer statistischen Prüfung nicht stand. Somit kann bei den Gesamtausgaben für Softwarelizenzen bisher kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen Oracle- und SAP-Kunden festgestellt werden, die Unterschiede haben ihre Ursache höchstwahrscheinlich in anderen Ursachen.

Dennoch sind die Ergebnisse interessant im Hinblick auf die Abschätzung der Gesamtkosten für eine Systemeinführung bei SAP-Kunden (nur Implementierung, nicht TCO). Als Faustformel gilt hier, dass zu jedem ausgegebenen Euro für SAP-Lizenzen ca. fünf Euro zusätzliche Ausgaben hinzukommen (Hardware, Implementierungsdienstleistungen etc.). Für die hier zugrunde liegende Stichprobe würde dies bedeuten, dass 50 Prozent aller SAP-Neuimplementierungsprojekte ein Gesamtvolumen von mehr als 2,5 Millionen Euro umfassen. Die Anwendung der Faustformel auf Oracle-Kunden ergibt, dass in 50% der Fälle Gesamtkosten von mehr als 1,3 Millionen Euro entstehen. Gleichzeitig bedeutet dies aber auch das 50% der jeweiligen Projekte kleiner sind. Dies zeigt, dass beide Hersteller durchaus eine hohe Anzahl von Projekten in mittelständischen Unternehmen realisiert haben.

Die vorgestellten Ergebnisse stammen aus einer Befragung im Zeitraum von Oktober bis Dezember 2008 in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die IT-Leiter wurden in kurzen Interviews zu ihren IT-Kostenstrukturen zu befragt. Insgesamt nahmen an der Studie 86 IT-Leiter von Oracle-Anwendern und 127 IT-Leiter von SAP-Anwendern teil. (RAAD Research/lex)

Über RAAD Research

RAAD Research erstellt Marktstudien und Analysen im Umfeld von betriebswirtschaftlicher Standardsoftware. Die relevanten Markttrends in Bezug auf Softwaresysteme, Infrastruktur und IT-Dienstleistungen werden durch empirische Marktforschung auf wissenschaftlich fundierter Basis ermittelt, analysiert und verständlich aufbereitet.