Lizenztipps

Lizenz-Management schützt vor Strafe

13.03.2006
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

IT-Abteilung bleibt auf sich allein gestellt

Dabei gebe es durchaus Möglichkeiten, mit Basisfunktionen das Thema Lizenzverwaltung anzugehen, berichtet Andrea Greuel, Produkt-Managerin der Hamburger Beratungsfirma Honico. Beispielsweise leiteten viele Anwender im SAP-Umfeld die Ergebnisse einer Systemvermessung ungeprüft an den Softwarehersteller weiter. Dabei würden oft brach liegende Lizenzen gemeldet, die das Unternehmen teuer zu stehen kämen. Um diese unnötigen Kosten zu vermeiden, könnte man zum Beispiel mit Hilfe eines Tools alle zunächst Berechtigten aus dem System nehmen, die sich seit 40 Tagen nicht mehr angemeldet haben, schlägt Greuel vor. Auf Basis der SAP-Reports ließe sich das durchaus machen. Die entsprechenden Werkzeuge müssten die Anwender aber selbst entwickeln. "Doch dafür fehlen meist die Leute und das Budget."

Von den Herstellern haben die Anwender wenig Hilfe zu erwarten, moniert Greuel. Vielmehr legten Anbieter wie SAP den Nutzern sogar Steine in den Weg, beispielsweise hinsichtlich der Qualifikation der Systemnutzer, berichtet die Honico-Managerin. Während alle anderen Felder bis hin zur Anrede ausgefüllt werden müssen, ist die Klassifizierung kein Muss. Das entsprechende Eingabefeld sei auch etwas versteckt auf der Maske angelegt. Das Problem: Wenn der Anwender keine Klassifizierung vornimmt, wird automatisch die teuerste Nutzervariante im SAP-System ausgewählt.

Lizenzmodelle der Hersteller werden immer komplexer

Auch die Lizenz- und Preismodelle der Hersteller sind laut dem Urteil der Honico-Managerin nicht unschuldig an dem Lizenzierungs-Dilemma, in dem viele Unternehmen stecken. Im Rahmen einer Umfrage, die die Hamburger gemeinsam mit dem Beratungshaus Raad Consult gestartet haben, gaben 39 Prozent der fast 100 befragten Unternehmen an, das Preis- und Lizenzmodell der SAP nicht beziehungsweise nur teilweise zu verstehen. Experten zufolge werde sich diese Situation in Zukunft noch verschärfen. Gerade im Hinblick auf Service-orientierte Architekturen, in denen eine Vielzahl unterschiedlicher Softwaremodule von verschiedenen Anbietern mit verschiedenen Lizenzmetriken zum Einsatz kommen, dürfte es für die meisten Anwender schwieriger werden, den Überblick über ihren Lizenzbestand zu behalten.

Die Anbieter sind in erster Linie auf die eigenen Umsätze bedacht. Da heißt es für die Anwender, die Augen offen zu halten. "Natürlich sehen es die Softwarehersteller nicht gerne, wenn sich ihre Einnahmen reduzieren", berichtet Opitz-Manager Goldig von den Schwierigkeiten, Lizenzänderungen zugunsten des Anwenders durchzusetzen. Wenn man sich aber an die Regeln hält und seine Lizenzposition hieb- und stichfest belegen kann, dürfte es kaum Diskussionen geben.