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Linuxworld: Linus Torvalds exklusiv im Gespräch

06.10.2000

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Linus Torvalds zeigte sich im Gespräch mit der COMPUTERWOCHE überzeugt davon, dass die Linux-Entwicklergemeinde dem wachsenden kommerziellen Druck standhalten kann. "Wir werden Software entwickeln wie bisher und diese Art - zumindest im Kernel-Projekt - nicht wegen der kommerziellen Player verändern. Offen gestanden ist es mir als Entwickler ziemlich egal, welche Bedürfnisse zum Beispiel IBM hat," erklärte der Initiator des Open-Source-Betriebssystems Linux auf der LinuxWorld Conference & Expo in Frankfurt . Für solche Unternehmen sei der Kernel nicht von allzu großer Bedeutung. "Er ist natürlich zentraler Bestandteil des Betriebssystems, aber ob die Produkte und Services, die diese Unternehmen anbieten, nun auf dem Kernel 2.0 oder 2.4 basieren, spielt nicht die Hauptrolle." Dennoch möchte Torvalds das neue Release im Dezember endlich freigeben. Die Entwicklung, in der es besonders um die Skalierbarkeit des Systems ging, sei

abgeschlossen: "Wir haben den Code gestern eingefroren. Nun werden die vorliegenden Vorschläge eingebaut."

Den Erfolg des Betriebsystems bei Web-Servern sieht der im kalifornischen Palo Alto lebende Finne eng mit Apache verbunden. "Für einen Web-Server braucht man nicht viel - eine Box, das Betriebssystem und den Server. Wir reden hier nicht über eine große Bandbreite von Applikationen, wie etwa im Office-Bereich, sondern über eine dedizierte Aufgabe." Aus diesem Grund sieht er auch die nähere Zukunft von Linux nicht unbedingt auf dem Desktop. Torvalds geht weiterhin davon aus, dass die Eroberung des Desktops noch fünf bis zehn Jahre in Anspruch nehmen könne. "Aber wo es um klare Aufgaben geht, zum Beispiel bei PDAs oder Mobiltelefonen, da sehe ich Linux ganz klar im Kommen." Abteilungs-Server identifizierte Torvalds als weiteres potenzielles Linux-Einsatzfeld.

Auf die Frage, welche Innovationen die Open-Source-Szene hervorgebracht habe, erklärte der Linux-Entwickler: "Wir haben die Art und Weise radikal verändert, in der Software entwickelt wird. Und wir haben auch den Software-Vertrieb revolutioniert." Allerdings räumte Torvalds ein, dass wenig Neues erfunden worden sei. Statt dessen habe man bestehendes mitunter dramatisch verbessert. "Was erwarten Sie von einem neuen Auto?", fragte er. "Ein komplett anderes Fahrzeug oder eines, das besser, verlässlicher und billiger fährt?" Dazu käme natürlich die Quelloffenheit der Verbesserungen.

Das vollständige Interview mit Linus Torvalds lesen Sie in der COMPUTERWOCHE Nr. 41 vom Freitag, dem 13. Oktober und parallel auch hier auf Computerwoche.de.