Konferenz und Ausstellung in San Jose überlaufen

Linuxworld: Die Großen der IT verkünden neues Glaubensbekenntnis

25.08.2000
MÜNCHEN (CW) - Die Open-Source-Welt besteht nicht mehr aus Enthusiasten und kleinen Firmen. Die "big players" der IT-Branche haben auf der diesjährigen Linuxworld Conference and Expo dem Trend zu offenen Systemen mächtig Vorschub gegeben.

Einen Besucherandrang wie nie zuvor registrierten die Veranstalter der dritten Linuxworld vergangene Woche im Konferenzzentrum der kalifornischen Stadt San Jose. Die Ausstellung war schon seit Monaten ausgebucht.

Auffälligster Trend der Veranstaltung vom 14. bis 17. August 2000 war, dass sich jetzt die meisten großen Namen der IT-Branche offen auf die Seite von Linux und anderen Entwicklungen aus der Open-Source-Welt stellen. Wenn auch mit unterschiedlichen Nuancen haben sie Linux unisono in den gleichen strategischen Rang gehoben wie proprietäre eigene oder Microsoft-Systeme.

Linux-Companies sind umworbene PartnerIBM nutzte die Gelegenheit, die kürzlich verkündete Orientierung auf Linux und andere OpenSource-Entwicklungen zu erläutern. Zugleich unterstrich man die Ernsthaftigkeit der Ausrichtung mit neuen Ankündigungen. So wird Big Blue im Rahmen einer Zusammenarbeit mit Red Hat dessen Linux-Distribution mit der DB2-Datenbank, dem Lotus-Domino-Server und der System-Management-Software "Tivoli" kombinieren. In Sachen Linux für 390er Mainframes präsentierte IBM den neuen Partner Suse aus Nürnberg.

Hewlett-Packard kündigte nicht nur an, das eigene Unix-Derivat HP-UX binärkompatibel zu Linux zu machen: "Wir behandeln Linux und HP-UX gleichwertig", erklärte eine Sprecherin. HP-UX wird im Highend-Bereich platziert, Linux für Midrange-Systeme, und Microsoft sei gerade noch etwas für die untere Leistungsklasse. Das Unternehmen portiert eine Reihe eigener Softwareprodukte auf Linux und bundelt Workstations, Desktops und Intel-basierte Server mit der Distribution von Turbolinux.

Sun favorisiert weiter das eigene Unix-Derivat, möchte, so ein Manager, "Solaris und Linux näher zusammenbringen". Das Unternehmen arbeitet besonders mit Linuxcare zusammen und hat das Speichersubsystem "Storedge T3" für Linux-Server demonstriert. Außerdem waren Java-Produkte unter Linux zu sehen.

Eine Breitseite auf Sun hat Michael Dell, Gründer und Chef des gleichnamigen PC-Herstellers, abgefeuert: Er warf den Kaliforniern proprietäre Züge vor und legte eins drauf: "Wir glauben nicht, dass Solaris auf Intel irgendeinen Sinn gibt."

Nach seiner Keynote-Rede bekam Dell selber Feuer. Der IT-Verantwortliche einer Fortune-500-Firma warf Dell vor, nur opportunistisch auf den Linux-Zug zu springen. Mit vorkonfigurierten Systemen verdienten die Texaner am Trend, stellten ihr wohl beachtliches Know-how aber nicht der Open-Source-Bewegung zur Verfügung.

Compaq will Linux demnächst über die ganze Produktpalette anbieten. Zuerst kommen Ende September Server der "Proliant"-Serien ML330 und DL360 mit der Version 7.0 von Red-Hat-Linux auf den Markt. Motorola gab ein Bündnis mit IBM und Red Hat bekannt, in dessen Rahmen man die Entwicklung von Linux-Software für Telekommunikations-Anwendungen vorantreiben will. AMD forciert, unter anderem in Kooperation mit der Suse GmbH, die Entwicklung eines Linux für den geplanten 64-Bit-Prozessor "Hammer".