Linuxworld: Aufbruch vom Basislager

11.11.2004
Von 
Ludger Schmitz war freiberuflicher IT-Journalist in Kelheim. Er ist spezialisiert auf Open Source und neue Open-Initiativen.

Auffallend ist die rasante Entwicklung in einzelnen Segmenten. So hat sich die Zahl der Angebote für Dokumenten-, Knowledge- und Content-Management auf 124 mehr als verdoppelt. Für Planungssysteme und Business Intelligence gibt es 59 Prozent mehr Applikationen. Die Zahl der Lösungen für Personalwesen und Electronic Commerce ist um jeweils über 30 Prozent gestiegen. Bei den Branchenprogrammen sind im Zuge der Linux-Orientierung der öffentlichen Verwaltung die entsprechenden Anwendungen auf 103 gestiegen. Außerdem zeichnet sich laut Nomina-Geschäftsführer Bassow ein immer breiteres Angebot für mittelständische Unternehmen ab.

Schärferer Wettbewerb

Dass die Zahl der Systemprogramme um genau ein Drittel zugenommen hat, zeigt, dass die hier verbreiteten Open-Source-Produkte bei weitem nicht alles abdecken und keinesfalls den kommerziellen Produkten den Markt verbauen. So sind Perl, PHP und Python nicht alles, was der Anwender braucht. Selbst bei den kommerziellen Software-Entwicklungssystemen umfasst das Angebot inzwischen 162 Produkte, ein Zuwachs um 86 Prozent innerhalb eines Jahres.

Dass die Linux-Distributoren offenkundig keine befriedigenden Lösungen zum System-Management anbieten, verrät eine andere Zahl: Das Angebot zum Nutzen der Administratoren wuchs um fast zwei Drittel auf 88 Tools. Nicht einmal Internet, Intranet und Extranet sind ein Open-Source-Reservat. Jetzt gibt es 45 Applikationen, 36 Prozent mehr als 2003.

Der Linux-Markt bietet also heute schon reichlich Raum für kommerzielle Anbieter. Und er wird noch wachsen. Nach Angaben von IDC hatte Linux im ersten Quartal 2004 bei Servern in Europa einen Marktanteil von acht Prozent, vor fünf Jahren war es ein Prozent. Für das Jahr 2008 sagen die Marktforscher 16 Prozent voraus. Die Motive der Anwender haben sich nach einer neuen Studie, die IDCs Deutschland-Chef Wava Moussavi-Amin auf der Linuxworld vorstellte, kaum geändert. Auf der geschäftlichen Seite geht es um Kostenreduzierung und um Alternativen zu proprietärer Software, unter technischen Erwägungen stehen die Stabilität und Zuverlässigkeit, die gute Performance und Sicherheit von Linux im Vordergrund.

Doch auch einige Hürden sind geblieben: Bei Open-Source-Anwendungen rechnen Anwender mit unzureichendem Support, der außerdem nicht auf Dauer garantiert ist. Mit diesen Produkten sind weder die Endanwender noch die IT-Mitarbeiter vertraut, und oftmals passen sie nicht zu den bestehenden IT-Strukturen. Linux fegt nichts vom Markt, sondern ist ein weiteres Element in einer heterogenen Welt. Die Interoperabilität von Linux, Unix, Windows und anderen Systemen zeichnet sich als das kommende Thema in der IT ab.