Linuxtag: Staatssekretärin Ute Vogt fordert Softwarevielfalt

23.06.2005

Natürlich befürworten auch Vertreter des Linux-Verbandes Softwarevielfalt, zielten mit ihrer Kritik jedoch gegen die öffentliche Verwaltung. So monierte Rechtsanwalt und Open-Source-Verfechter Till Jaeger unter Verweis auf ein Rechtsgutachten, dass die kostenlose Verbreitung eines reinen Windows-Frontends für die Online-Steuererklärung "Elster" durch die Oberfinanzdirektion München wettbewerbswidrig sei. Auch die öffentliche Hand falle unter das Wettbewerbsrecht, argumentiert der Anwalt. Wenn diese nun durch die kostenlose Abgabe von Software einen Marktteilnehmer bevorzuge, sei dies verboten. Die Verwaltung hätte das Frontend für die Steuererklärung plattformunabhängig entwickeln oder eine Gebühr für die Nutzung verlangen müssen.

Den Vorwurf, die Verwaltung würde einseitig Windows-Lösungen bevorzugen, will Jörg Funk vom Bundesbeschaffungsamt nicht auf sich sitzen lassen. Er beobachte, dass bei Ausschreibungen in bestimmten Bereichen, gar keine Angebote aus der Open-Source-Szene eingereicht würden, beziehungsweise die Bewerbungen Defizite aufwiesen. "Ich würde gerne Open-Source-Angebote berücksichtigen, leider fehlt es teilweise an den Angeboten." Die Open-Source-Firmen müssten sich besser auf die Spielregeln im Bereich der öffentlichen hand einstellen, fordert der Beamte. So hätten sich die einzelnen Behörden strikt an ihren zuvor definierten Kriterienkatalog zu halten, wenn es um die Bewertung von Angeboten geht. Da gebe es praktisch keinen Spielraum. Auch Nachverhandlungen seien nicht möglich, auch wenn zwischen den Zeilen ein Open-Source-Angebot durchaus viel versprechend erscheine.

Der Linuxtag findet vom 22. bis 25. Juni im Kongresszentrum in Karlsruhe statt. Die Veranstalter rechnen mit rund 15 000 Besuchern. Rund 160 Aussteller zeigen ihre Produkte rund um Open Source. Im Rahmen verschiedener Veranstaltungen wie beispielsweise einem eintägigen Behörden- und Business-Kongress sind über 180 Vorträge geplant.