Ubuntu 12.10, Slackware 14, GNOME 3.6

Linux-Wochenrückblick

01.10.2012
Von 
Jürgen Donauer war als Systemadministrator zunächst für Informix und später IBM tätig. Dann verschlug es ihn in das Rechenzentrum von Media-Saturn. Dort kümmerte er sich mitunter um die Webserver, Datenbankanbindungen und den Online-Shop. Anschließend war er als Redakteur im Bereich Linux für TecChannel tätig.
Slackware ist die älteste Linux-Distribution, die noch aktiv gepflegt wird. Version 14 ist vor wenigen Tage erschienen.

Die COMPUTERWOCHE zeigt die wichtigsten Informationen zu Linux und Open-Source in Kalenderwoche 39. Neben Ubuntu 12.10 Beta 2 ist auch Slackware 14 erschienen. Die GNOME-Entwickler haben Version 3.6 ausgegeben.

Via Kickstarter soll ein Supercomputer für die Hosentasche mit Namen Parallella finanziert werden. LibreOffice feiert seinen zweiten Geburtstag.

Slackware 14

Es basieren noch immer viele Linux-Distributionen auf Slackware. Diese Distribution ist ein echter Dinosaurier und wird nächstes Jahr seinen 20. Gebrutstag feiern. Die erste Ausgabe wurde am 17. Juli 1993 veröffentlicht.

Slackware 14 bringt Linux-Kernel 3.2.29 mit sich. Wer neuere Versionen benutzen möchte, kann bestehende Konfigurations-Dateien für 3.4.11, 3.5.4 und 3.6-rc4 nutzen. Diese stehen im Verzeichnis /testing zur Verfügung.

Ansonsten hat das System viele Updates erhalten. Das Betriebssystem setzt nun unter anderem udev, udisks und udisks2 ein. Als Desktop-Umgebungen liefert Slackware 14 Xfce 4.10.0 und KDE 4.8.5 aus.

Ebenso sind Apache 2.4.3 und PHP 5.4.7 mit an Bord. Sie finden weitere Details zu der ältesten noch aktiven Linux-Distribution in der offiziellen Ankündigung. ISO-Abbilder können Sie von einem der Spiegel-Server herunterladen.

Ubuntu 12.10 Beta 2 und die Shopping Lense, Marketing-Chef geht zu Firefox OS

Dass Ubuntu diese Woche die zweite Beta-Version von 12.10 "Quantal Quetzal" ausgegeben hat, war fast Nebensache. Das Hauptthema war die umstrittene Shopping Lense, die nach Feature Freeze vorgestellt wurde. Ist das Paket aktiviert, zeigt diese bei einer Suche via Dash passende Amazon-Angebote an. Sollte ein Anwender etwas von Amazon dadurch kaufen, bekommt Canonical einen gewissen Teil vom Kuchen ab.

Das Credo aus der Community war niederschmetternd. Es ging allerdings weniger darum, dass man den Ubuntu-Machern das damit verdiente Geld missgönnt. Vielmehr sind viele Anwender sauer, in welcher Form die Amazon Shopping Lense durchgeboxt wurde und dass diese per Standard aktiviert ist. Ebenso gibt es Sicherheitsbedenken, dass Suchanfragen unverschlüsselt übertragen werden. Dies soll sich allerdings bis zur finalen Version ändern. Es wurde dazu sogar ein Bug-Report eingetragen.

Canocical versicherte außerdem, dass die Suchanfragen über eigene Server laufen und dann anonym zu Amazon weitergeleitet werden. Die Community hat, mit dem Einsatz von Wireshark, allerdings sehr schnell bewiesen, dass die Thumbnails der Bilder direkt von Amazon kommen und somit eine Anonymisierung eigentlich obsolet ist. Wie man das lösen will, ist noch nicht bekannt.

In der Zwischenzeit wird der Anwender zumindest die Shopping Lense mit nur einem Mausklick deaktivieren können. Dies würde sich allerdings auch auf vorgeschlagene Videos und eben die ganze Suche außerhalb des Rechners auswirken. Mark Shuttleworth versteht die ganze Aufregung nicht. Für ihn ist die Shopping Lense ein Mehrwert für den Anwender und keine Werbung.

In dem ganzen Tohuwabohu ist dann auch Ubuntu 12.10 Beta 2 an den Start gegangen. Die neueste Testversion enthält Linux-Kernel 3.5.0-15.23, der auf Upstream 3.5.4 basiert. Die Desktop-Oberfläche Unity hat ein Update auf Ausgabe 6.6 erhalten. Einige der Komponenten basieren bereits auf GNOME 3.6. Das gilt allerdings nicht für den Dateimanager. Hier wird Ubuntu 12.10 weiterhin auf Nautilus 3.4 setzen.

Neue Beta-Versionen gibt es auch für Kubuntu, Edubuntu, Lubuntu, Ubuntu Studio und Xubuntu. Für letzteren Abkömmling ist es allerdings eine erste Beta-Ausgabe.

Als wären das noch nicht genug Schlagzeilen für Canonical und Ubuntu diese Woche, verlässt auch Marketing-Chef John Bernard nach drei Jahren die Firma. Er wechselt zu Mozilla und soll ein Team für das Bewerben von Firefox OS auf die Beine stellen.

GNOME 3.6

Die Liste der Neuerungen von GNOME 3.6 ist lang. Freunde von Virtualisierung werden sich über Boxes freuen. Das ist eine integrierte Oberfläche, mit der sich auf ganz einfach Weise virtuelle maschinen erstellen und verwalten lassen.

Bildschirmnachrichten werden nun nicht mehr automatisch ausgeblendet. Dies geschieht erst, wenn der Benutzer mit dem System interagiert.

Bei den Online-Konten finden Sie nun Facebook per Standard. Somit lässt sich mit Bekannten aus dem sozialen Netzwerk auf einfache Weise Kontakt herstellen. Microsoft Exchange unterstützt die Desktop-Umgebung ebenfalls per Standard wie SkyDrive.

Dem Anwender wurde es außerdem einfacher gemacht, sich mit drahtlosen Netzwerken zu verbinden. Menschen mit Sehbehinderungen können Videos invertieren und Helligkeit, Kontrast und Graustufen für ihre Bedürnisse einstellen.

Wer GNOME 3.6 ausprobieren möchte, kann das in Form einer Live-CD tun, die von den Entwicklern zur Verfügung gestellt wird. Unter openSUSE 12.2 lässt sich GNOME 3.6 ebenfalls bequem installieren.

Nur 99 US-Dollar: Parallella

Das Startup-Unternehmen Adapteva will die Computerwelt mit einem kleinen Supercomputer revolutionieren. Es handelt sich dabei um einen Rechenkünstler, der aus Epiphany Chips besteht. Diese bestehen aus einem skalierbaren Array von RISC-Prozessoren.

Um Parallela in Produktion bringen zu können, wollen die Entwickler 750.000 US-Dollar sammeln. Damit wird ein Board mit 16 Prozessoren ausgegeben, die bis zu 13 GHz erreichen kann. Sollten der Millionen an Unterstützer-Geldern fließen, wird man eine 64-Bit-Variante mit bis zu 45 GHz liefern.

Sollte das Projekt erfolgreich gestartet werden können, will die Firma alles als Open-Source zur Verfügung stellen. Interessierte können sich ein Parallella-Board für 99 US-Dollar sichern.

LibreOffice wird zwei und startet Spendenaktion

The Document Foundation feiert den zweiten Geburtstag von LibreOffice. Man hätte sich nie träumen lassen, was für ein Erfolg die freien Bürosoftware-Sammlung wird.

Nun sei es allerdings auch an der Zeit, in der Top-Liga der Software-Entwickler mitzuspielen und zusätzlich zu den vielen Freiwilligen zu investieren. Deswegen will man ab 1. Oktober eine Spendenaktion starten. Diese bestimmt dann das Budget für das Jahr 2013. Wer das Projekt unterstützen möchte, kann das via http://donate.libreoffice.org tun.