Neuer Anlauf bei Tools und Application Server

Linux soll Oracles Datenbankgeschäft sichern

05.07.2002
KOPENHAGEN (ws) - Oracle nutzte die Hausmesse "Oracleworld", um sich als Anbieter einer umfassenden Softwareplattform zu präsentieren. Cluster-Lösungen auf Basis von Linux und Intel-Hardware standen im Mittelpunkt.

Oracles Versuch, die marktführende Datenbank um ein vollständiges Softwareportfolio für die IT-Infrastruktur zu ergänzen, war über längere Zeit von Pannen geprägt. Der verspätete Einstieg in den Markt für Java-Werkzeuge gelang erst mit der Lizenznahme von Borlands "Jbuilder", der Misserfolg des hauseigenen Applikations-Servers machte letztes Jahr einen Neuanfang auf Basis des zugekauften "Orion Server" notwendig. Mit dem eben erschienenen Release 2 des "9i Application Server", zu dessen Lieferumfang unter anderem der "Portal Server" sowie der Mail-Server "Oracle Mail" gehören, sieht sich die Company nun als führenden Anbieter im Lager für Java 2 Enterprise Edition (J2EE).

Als Flaggschiff fungiert indes weiterhin die Datenbank, von der ebenfalls die Version 9i, Release 2, freigegeben wurde. Als eine der wesentlichen Neuerungen bezeichneten Firmenverantwortliche die erweiterten Funktionen zur Speicherung von XML-Dokumenten. Damit komme das Unternehmen dem Auftrag nach, seinen Datenspeicher für alle neuen Informationstypen zu öffnen.

Gerade von der Verwaltung von wenig oder gar nicht strukturierten Daten verspricht sich Oracle die größten Wachstumschancen für das Datenbankgeschäft, da sie mengenmäßig die klassischen strukturierten Geschäftsinformationen bei weitem übertreffen.

So bezifferte Sergio Giacoletto, Vice President für Europa, den Mittleren Osten und Afrika (Emea), die Zahl der jährlich weltweit produzierten E-Mails mit 600 Milliarden. Damit zukünftig viele davon in Oracle-Datenbanken landen, unternimmt die Company mit ihrem Mail-Server einen neuen Anlauf im Messaging-Markt.

Um nicht von Microsoft in die Nische der großen Unix-Server gedrängt zu werden, setzt die Company mit Highend-Features verstärkt auf Linux und Intel-Hardware. Im Vordergrund steht dabei die in der Version 9 eingeführte Cluster-Technologie ("Real Application Cluster"), die Ausfallsicherheit und Skalierbarkeit auf Basis der preiswerten PC-Plattform gewährleisten soll. Firmenchef Larry Ellison wandte sich vor 9000 Konferenzteilnehmer mit dieser Strategie aber nicht primär gegen Microsoft, sondern strengte immer wieder den Vergleich von Linux-Clustern mit IBM-Mainframes an. Außerdem wurde der Oracle-Boss nicht müde, gegen die angeblichen Schwächen der DB2-Datenbank zu polemisieren. Als Beleg für die Unterlegenheit der IBM-Technik führte er an, dass die im Anwendungsgeschäft konkurrierende SAP AG geclusterte Oracle-Datenbanken für den Betrieb mit R/3 und Mysap.com zertifiziert, dem Partner IBM für DB2-Cluster hingegen diese Zulassung bisher nicht erteilt habe.