Linux-Migration rettet Eigenentwicklung

20.10.2005
Von Nina Borgner

Es sollte also migriert werden. Eine Bestandsaufnahme verdeutlichte die Komplexität der Aufgabe: Sie förderte unter anderem 1225 Dialog- und 1045 Batchprogramme zutage - alle in Cobol geschrieben - sowie 2656 Copybooks, 556 Siron-Programme, 672 VSAM-Dateien und 150 Datenbanktabellen. Für die Migration selbst lagen mehrere Angebote vor - darunter das eines großen Dienstleisters, der die Daten seiner Kunden in Indien per Hand umstellen lässt. DV-Leiter Henschel verwarf diese Option kategorisch als "viel zu teuer". Unabhängig vom Preis lehnt er eine manuelle Umstellung per se ab, wegen der "unkalkulierbaren Risiken, die kein Unternehmen eingehen sollte - egal, was der Anbieter verspricht".

Werksvertrag mit Festpreis

Stattdessen entschied sich Mann Mobilia für ein Angebot der Travert GmbH. Das in Frankfurt an der Oder ansässige Unternehmen offerierte eine Migration zum Festpreis auf Werkvertragsbasis. Die Kosten waren nicht nur niedriger als bei den Mitbewerbern, sondern vor allem kalkulierbar.

Aber Henschels Entscheidung muss auch im Zusammenhang mit seiner Abneigung gegen eine manuelle Migration gesehen werden. Denn Travert versprach eine automatisierte Umstellung des WWS - mit Hilfe des eigenen Produkts "Rulaman". Dazu der Mann-Mobilia-CIO: "Wenn ich tausend Programme durch den Konverter laufen lasse, weiß ich, wie sie hinterher aussehen, aber was ist, wenn ich 1000 Menschen daran lasse?"

Henschel und Brauer waren sich ihrer Sache sicher. Den Zuschlag erhielt Travert erst, nachdem sie einen Proof of Concept mit Anwendungen der Kernprozesse vorgenommen hatten. "Dabei haben wir gesehen, dass der Programmcode nach der Konversion genauso aussieht wie vorher", so die beiden DV-Spezialisten. Sie nahmen auch in Kauf, dass trotz der weitgehend maschinellen Umstellung noch manueller Aufwand verbleiben würde - vor allem im Testbereich und in der RZ-Automatisierung.

Billige Hardware schlägt teure