Linux-Migration rettet Eigenentwicklung

20.10.2005
Von Nina Borgner

Abhilfe versprach das quelloffene Betriebssystem Linux. Es sollte den Wechsel auf eine preisgünstigere Hard- und Softwareplattform ermöglichen, was andererseits einen tiefen Eingriff in die Systemarchitektur darstellte. Nicht gerade erleichtert wurde das Unterfangen dadurch, dass das maßgeschneiderte WWS unbedingt erhalten bleiben sollte. Diesen Entschluss hat sich das mittelständische Familienunternehmen, das im Juli 2005 von der österreichischen Unternehmensgruppe XXXLutz übernommen wurde, keineswegs leicht gemacht. Selbstverständlich dachte man auch daran, eine neue Standardsoftware zu kaufen. SAP R/3 fiel jedoch wegen viel zu hoher Kosten schnell aus dem Rennen. Dann wurde der Markt untersucht: Wo gab es eine Software, die speziell für den Möbelbereich einsetzbar war? Parallel dazu entstand die Überlegung: Was kostet es uns eigentlich, die vorhandene Applikation zu migrieren?

Warum diese Option soviel Charme hatte, erläutert Anwendungsexperte Brauer: "Das System bietet optimale Unterstützung der Abläufe durch angepasste DV-Funktionalität, Unabhängigkeit von externen Anbietern und Beratern, schnelle Reaktionsfähigkeit bei neuen Anforderungen und Problemen, flexible Schnittstellen-Anbindung von Subsystemen und hohe Akzeptanz bei den Anwendern." In einem Satz: Die Software ist für das Unternehmen ein klarer Wettbewerbsvorteil.

Wider die funktionale Diktatur

Darüber hinaus ist der Chef-Anwendungsentwickler naturgemäß kein Verfechter der Software von der Stange. Vielmehr sagt er mit Überzeugung: "Die Entscheidung für eine Standardsoftware entsteht oft aus reiner Feigheit." Wer zum selben Ergebnis komme wie alle anderen, der mache sich nun einmal nicht angreifbar - "auch wenn zeitlicher Projektverlauf, tatsächliche Kosten und realisierte Ergebnisse in vielen Projekten eine andere Sprache sprechen". In Brauers Augen hat die Individualentwicklung gegenüber der Software von der Stange einen entscheidenden Vorteil: "Wir müssen uns nicht der funktionalen Diktatur der Standardsoftware beugen."