Linux-Migration rettet Eigenentwicklung

20.10.2005
Von Nina Borgner
Mann Mobilia stellt seine Individualentwicklung funktionsidentisch um.

Hier lesen Sie…

  • was Mann Mobilia zur Umstellung auf Linux bewogen hat;

  • weshalb sich das Unternehmen nicht von seiner Warenwirtschaft trennen wollte;

  • was der Projektleiter von Standardsoftware hält;

  • wo der CIO die Technik dem Menschen vorzieht;

  • wodurch das Vorhaben aus dem Tritt geriet.

Die Protagonisten der Migration (von lins): Travert-Geschäftsführer Ernst Schierholz, IT-Leiter Werner Henschel und der Projektverantwortliche Ralf Brauer; im Hintergrund der handelsübliche Intel-Server, der den Mainframe ersetzt.
Die Protagonisten der Migration (von lins): Travert-Geschäftsführer Ernst Schierholz, IT-Leiter Werner Henschel und der Projektverantwortliche Ralf Brauer; im Hintergrund der handelsübliche Intel-Server, der den Mainframe ersetzt.

Das Thema Kostensenkung in der IT drängt die Unternehmen zum Handeln. Doch für gravierende Änderungen fehlt vielen der Mut - auch wenn sie dadurch viel Geld sparen könnten. Noch immer stehen in deutschen Unternehmen Hunderte, wenn nicht Tausende von Großrechnern. Sie haben lange Zeit sehr gut funktioniert, dabei aber gewaltige Kosten verursacht.

Das Karlsruher Einrichtungshaus Mann Mobilia wollte das nicht mehr hinnehmen. DV-Leiter Werner Henschel und Ralf Brauer, Leiter der Anwendungsentwicklung, haben es gewagt, sich von ihrem Großrechner zu verabschieden und auf ein Linux-System zu migrieren. Die- ser Wagemut hat sich für das Unternehmen ausgezahlt: Durch die Umstellung konnte es seine jährlichen DV-Ausgaben um 442000 Euro senken.

Als Geschäftsführung und DV-Leitung 2001 das Projekt "Senkung der Betriebskosten" aufsetzten, war noch längst nicht klar, wie es realisiert werden sollte. Das Einzelhandelsunternehmen bildete seine Bereiche Hauptverwaltung, Zentrallager und Filialen in einer klassischen Mainframe-Umgebung ab: Dazu gehörten 800 Bildschirmarbeitsplätze und ein zentraler, stark automatisierter RZ-Betrieb. Auf dem alten Großrechner des Typs IBM 9672 lief das Betriebssystem OS/390.

In der Warenwirtschaft und Teilen des Rechnungswesens nutzte Mann Mobilia ein selbst entwickeltes und auf den individuellen Bedarf optimal abgestimmtes Warenwirtschaftssystem (WWS). "Unsere Fachabteilungen waren verwöhnt durch ein stabiles System, das äußerst effizient arbeitete und zudem ein hohes Maß an Sicherheit bot", erläutert DV-Leiter Henschel. Das System hatte jedoch einen Makel: Die Betriebskosten waren viel zu hoch, die Plattform zu teuer. Allein die Lizenzgebühren für die notwendige Betriebssystem-Software lagen 2001 bei einer Million Mark im Jahr - Tendenz steigend!

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