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Linux mausert sich zur ERP-Plattform

17.01.2005
Peerstone Research sagt in einer Studie dem Open-Source-Betriebssystem Linux das stärkste Wachstum als Plattform für große ERP-Installationen voraus.

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Einer Studie von Peerstone Research zufolge greifen immer mehr Anwender zu Linux als Plattform für den Betrieb ihrer ERP-Suiten (Enterprise Resource Planning) von SAP, Oracle und Peoplesoft. Zunächst zur Bestandaufnahme: Peerstone geht davon aus, dass die ERP-Software der "großen Drei" bei 40.000 bis 50.000 Unternehmen und Institutionen weltweit installiert ist, verteilt auf rund 100.000 separate Installationen und irgendwo zwischen 700.000 und 800.000 Server (von denen bei etwa 200.000 in diesem Jahr ein Update anstehe).

Die Marktforscher interviewten nun zwischen April und September 2004 davon 252 Anwender ausführlich. 162 von ihnen betreiben ihre ERP-Software gegenwärtig unter Unix. 71 nutzen Windows, und gerade einmal fünf verwenden Linux (24 haben sonstige Betriebssysteme im Einsatz). Diese Verhältnisse entsprechen laut "Computerwire" in etwa den Server-Quartalsmarktzahlen nach Umsatz, berücksichtigt man die Tatsache, dass Unix rund ein Jahrzehnt länger ins Rechenzentrum verkauft wird und es jahrelanger Plattformverkäufe bedarf, um die installierte Basis zu verändern.

Interessant sind nun die Prognosen der Anwender, welche Betriebssysteme sie in drei Jahren für ihre ERP-Lösungen fahren werden. Von den Unix-Shops sind dann laut Peerstone nur noch 126 übrig, wodurch der Unix-Anteil an der installierten Basis von 65 auf 50 Prozent fällt. Zu Teilen wechseln diese Kunden auf Windows, dessen Anteil bis zum Jahr 2007 auf 68 oder 27 Prozent der Befragten steigen soll. Linux wollen bis dahin aber bereits 38 Anwender verwenden, das wären rund 15 Prozent der installierten Basis. Jeweils zehn Nutzer (entsprechend vier Prozent) sind sich noch unsicher oder bleiben bei anderen Plattformen.

Der Trend zu Linux ist unübersehbar - Peerstone geht davon aus, dass zurzeit rund 1000 Firmen weltweit große ERP-Anwendungen auf dem quelloffenen Betriebssystem aufsetzen. Ende 2007 sollen es bereits um die 8000 sein, ein enormes Wachstum in nur vier Jahren. Längerfristig - etwa um das Jahr 2010 herum - erwartet Peerstone, dass der Highend-ERP-Markt sich in etwa zu gleichen Teilen auf Unix, Windows und Linux verteilt.

Wobei natürlich gewisse Unwägbarkeiten bleiben - Sun beispielsweise fängt gerade erst an, Solaris auf x86-CPUs mit 64-Bit-Erweiterungen zu pushen, und auch HP-UX auf Itanium kommt in Fahrt und könnte irgendwann auch Opteron und Xeon unterstützen. Dass IBM sich umbesinnt und AIX auf x86 bringt, erscheint indes unwahrscheinlich. Trotzdem könnte der Rückgang der kommerziellen Unixe geringer ausfallen als von Peerstone erwartet - auch dann, wenn Microsoft das ERP-Highend drangäbe und sich stattdessen auf kleine und mittlere Unternehmen fokussieren würde. (tc)