Dass sich Linux auf dem Desktop nur schwer durchsetzen wird, steht für Knut Degen schon länger fest. Der Mitgründer von Sysgo setzt das Open-Source-Betriebssystem lieber im Embedded-Bereich ein, wo es sich "viel besser eignet": anpassungsfähig, Quellcode komplett, keine Runtime-Lizenzen. Dass Systemprogramme für Mikrochips nicht sexy sind, weiß auch Degen, doch wollte er 1992 mit einer europäischen Lösung ein Gegengewicht zur Dominanz aus den USA errichten. Inzwischen hat Sysgo eine Partitionierungssoftware entwickelt, wodurch auf einem Prozessor zwei Betriebssysteme nebeneinander ablaufen können: Theoretisch wird künftig "oben" das Navigationssystem mit dem Autofahrer über Linux kommunizieren, "unten" greift ein sicheres Echtzeit-Betriebssystem in die Fahrzeugsteuerung ein. Das sei zwar Zukunftsmusik, so Degen, aber technisch durchaus machbar.
Das Unternehmen im Überblick
Firmensitz/Gründungsjahr Klein-Winternheim/1992
Marktsegment Embedded-Betriebssysteme/Services
Umsatz Über fünf Millionen Euro
Mitarbeiter 60
Besondere Merkmale Innovative Technik
Sysgo war stets profitabel und finanzierte sich aus eigener Kraft, doch 2004 nahm Degen erstmals Venture Capital auf - um den "klassischen deutschen Fehler" zu vermeiden: "Wir haben eine schöne Lösung und erwarten, dass sie sich von alleine verkauft." Mit dem Geld sollen Marketing und Vertrieb gestärkt werden, Geschäftsverbindungen gibt es seit kurzem mit Japan. Lange Beziehungen pflegt Degen zu den Mitarbeitern: "In 13 Jahren haben uns zwei Leute verlassen, und einer ist wieder zurückgekommen." (ajf)