Linux-Desktops: Nur Fenster nach Windows-Norm?

30.10.2001
Von 
Ludger Schmitz war freiberuflicher IT-Journalist in Kelheim. Er ist spezialisiert auf Open Source und neue Open-Initiativen.
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Es gibt zwei Benutzeroberflächen für Linux-PCs. Pakete mit bürotypischen Anwendungen ebenfalls. Viele Anwender aber bleiben bei Windows und Microsoft Office – mit entsprechenden Konsequenzen für das Marktgeschehen.

An die Erfolge von Linux im Server-Markt hat man sich gewöhnt. Aber signifikante Anteile auf dem Desktop konnte das quelloffene Betriebssystem bisher nicht erringen. Dabei bringt Linux in der Zwischenzeit so gut wie alles mit, was ein Desktop-Betriebssystem braucht: einfache Installation, Bedienungskomfort durch eine grafische mausbediente Benutzeroberfläche und Applikationen.

Selbst „Linux-Vater“ Linus Torvalds ist begeistert. Im August dieses Jahres fand er auf der Linuxworld in San Francisco besonders warme Worte für die Benutzeroberfläche „KDE“ und das zugehörige Anwendungspaket „Koffice“. Zu Recht: Die Entwicklung dieses Desktops und der zugehörigen Komponenten geht in einem erstaunlichen Tempo vonstatten. Bereits Anfang des kommenden Jahres soll die gerade aktuelle Version KDE 2.2 durch die Version 3.0 abgelöst werden. Die erste Beta dazu ist für November angekündigt. Die wichtigste Änderung dürfte hierbei die Integration der Basisbibliothek Qt 3.0 der Firma Trolltech sein.

Auffällig ist, dass man KDE in den USA zunehmend Anerkennung zollt. Noch vor einem Jahr wurde das Projekt gegenüber dem Konkurrenzprodukt Gnome in der Öffentlichkeit eher stiefmütterlich behandelt. Vor allem die Gründung der Gnome-Foundation, an der IT-Schwergewichte wie IBM, Hewlett-Packard und Sun beteiligt sind, bescherte dem Gnome-Projekt viele Vorschusslorbeeren.

Doch inzwischen ist es ruhiger um Gnome geworden. Die Frühjahrs-Pleite der Firma Eazel, angetreten mit dem Ziel, die Benutzung des Gnome-Desktops „dramatisch zu vereinfachen“, war ein Rückschlag. Zugleich mehrten sich die Stimmen, die auf die technische Überlegenheit und Ausgereiftheit von KDE verwiesen.

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