Open Source Software auf der CeBIT

Linux-Desktops: Gut genug für Unternehmen?

19.02.2008
Von 
Jan Schulze ist freier Autor in Erding bei München.

Bringen Thin Clients die Wende?

Die seit langem auf Microsoft-Betriebssysteme ausgerichtete Anwendungslandschaft wird sicher noch einige Zeit in den Unternehmen Bestand haben. Erst ein Wechsel im Paradigma der Rich-Client-Applikationen könnte hier Abhilfe schaffen. Der Wandel von den lokalen zu zentralen - und damit Server-basierenden - Anwendungen wurde zwar schon in der Vergangenheit immer wieder propagiert, doch scheint er nun langsam in Sichtweite: "Je mehr Anwendungen vom Client-Betriebssystem unabhängig werden - und das werden sie gerade - desto eher haben Linux und Mac OS eine Chance, da damit die Migrationskosten sinken", so Silver. Allerdings werde es noch einige Zeit dauern, bis professionelle Anwender sich verstärkt Web-basierenden Anwendungen im Stile von Google Apps zuwenden. Aber mit der Zeit würden diese Programme funktional reichhaltiger und auch die Anwender Vertrauen zu diesem Modell fassen.

Red Hat gibt sich zurückhaltend

Ähnlich zurückhaltend beurteilt auch Jan Wildeboer, Solutions Architect bei Red Hat, die Situation: Es habe zwar bereits einige große Projekte mit Linux-Desktops gegeben, aber es sei noch kein Massengeschäft. "In den Unternehmen finden sich gewachsene Infrastrukturen, die von uns verlangen, dass wir Linux zu einem Windows machen, damit wir uns zum Beispiel an Exchange-Landschaften anhängen können. Das ist zwar möglich, aber Linux ist einfach nicht Windows. Das ist nicht der Teich, in dem wir schwimmen wollen." Windows Vista wäre aus seiner Sicht ein guter Türöffner für Linux, wenn das quelloffene System in der Lage wäre, alle Möglichkeiten des Microsoft-Betriebssystems eins zu eins abzubilden. Red Hat gehe deswegen den Umweg über die Server: "Wir wollen eine Fokussierung auf offene Standards erreichen."

Die wichtigen Neuerungen auf dem Linux-Desktop finden sich dementsprechend eher im Verborgenen. "Wir haben im Hintergrund die Technologien zusammengebaut, die uns jetzt langsam dahin führen, dass wir in den Desktop-Bereich einsteigen können", so Wildeboer. Diese Technologien, die mittlerweile in allen Distributionen vorhanden sind, ermöglichen zum Beispiel die zentrale Verwaltung der Clients im Unternehmen, die Durchsetzung von Policies oder die E-Mail-Authentifizierung über den LDAP-Verzeichnisdienst. Diese sind zwar nicht so deutlich sichtbar wie die hübschen 3D-Effekte, die auch die Standard-Linux-Oberflächen wie KDE oder Gnome inzwischen beherrschen, aber für den professionellen Einsatz von Linux-Clients wesentlich wichtiger (siehe auch: KDE 4.0.0 im Härtetest).