Mikrocomputer bei Kopenhagener S-Bahn:

Linienförmige Zugbeeinflussung

17.10.1980

MÜNCHEN (pi) - Die Dänische Staatsbahn ist, wie Siemens mitteilt, die erste Bahngesellschaft, die mikroprozessorgesteuerte Fahrzeuggeräte der Münchener für die Linienförmige Zugbeeinflussung (LZB) einsetzt. Das erste mit diesen LZB-Geräten ausgerüstete Fahrzeug verkehre seit Mitte 1980 bei der Kopenhagener S-Bahn im normalen Fahrgastbetrieb.

Anlagen der Linienförmigen Zugbeeinflussung werden von Bahngesellschaften zur Sicherung des Zugverkehrs eingesetzt. Die Einrichtungen übermitteln ständig Informationen von Streckengeräten zum Fahrzeug oder auch umgekehrt. Auf den Fahrzeugen wird die Beachtung der empfangenen Informationen elektronisch überwacht.

Bei der S-Bahn Kopenhagen wurden 1975 die ersten Fahrzeuge mit LZB-Geräten von Siemens nach eigenen Angaben ausgerüstet. Seither habe man über 200 Fahrzeuge mit diesen sogenannten LZB 802-Anlagen bestückt. Diese Anlagen seien in herkömmlicher elektronischer Technik mit diskreten Bauelementen aufgebaut. Die neue, jetzt bei der Kopenhagener S-Bahn eingesetzte LZB-Gerätegeneration namens LZB 803 arbeite mit dem Mikrocomputersystem MES 80, das Siemens eigens für die Eisenbahnsignaltechnik entwickelt habe. Die signaltechnische Sicherheit werde durch das ebenfalls von Siemens konzipierte SlMIS-Prinzip gewährleistet. Die logischen Zustände von zwei parallel arbeitenden Mikroprozessorsystemen würden hier ständig miteinander verglichen und zur Fehlererkennung herangezogen.

Die Informationsübertragung bei der LBZ wird mit Hilfe eines Linienleiters durchgeführt, der zwischen den Schienen verlegt ist. Vor der ersten Achse des Zuges sind senkrecht über Linienleiter zwei Empfangsspulen angebracht, die induktiv die Signale vom Linienleiter aufnehmen. Überwachungseinrichtungen im Fahrzeuggerät lösen eine Zwangsbremsung aus, wenn das übertragene Signal Unregelmäßigkeiten aufweist. Insgesamt können 15 Meldungen übertragen und im Fahrerstand angezeigt werden.

Zwölf Meldungen bestimmen die Fahrweise der Züge auf der Strecke. Sie legen Maximalgeschwindigkeiten zwischen 30 km/h und 120 km/h fest. Mit zwei Halt-Meldungen, die eine Maximalgeschwindigkeit von 25 Stundenkilometer zulassen, soll der Fahrer Haltepunkte ansteuern. Die Zielbremsung bleibt hierbei Aufgabe des Fahrers. Eine weitere Meldung wird vor dem Befahren von nicht mit LZB ausgerüsteten Strecken gegeben. Sie fordert den Fahrer auf, das Fahrzeug in eigener Verantwortung zu führen. Überschreitet das Fahrzeug die angezeigte Geschwindigkeit, wird automatisch eine Bremsung eingeleitet. Sobald die zulässige Geschwindigkeit wieder unterschritten wird, wird der Bremsvorgang automatisch beendet.

Bei jedem Meldungswechsel wird ein akustisches Signal ausgelöst. Der Fahrer stellt am Anzeigegerät fest, welche neue Geschwindigkeit er fahren darf. Versäumt er dann eine notwendige Bremsung, wird sie durch die LBZ-Amlage automatisch ausgelöst.