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Musikindustrie

Limewire will nach Urteil weiter verhandeln

25.05.2010
Von pte pte
Vor rund zwei Wochen verlor die P2P-Plattform Limewire einen Prozess gegen die Musikindustrie. Diese feiert den Sieg und zeigt sich wenig kompromissbereit.

Das Urteil und die kolportierte Strafe von bis zu 450 Millionen Dollar am Ende des Gerichtsstreits zwischen Limewire und der Musikindustrie haben Mark Gorton, der hinter der Download-Plattform steht, kalt erwischt. "Vielleicht war ich naiv", sagt er gegenüber der "New York Times". Er habe nicht erwartet, dass es so weit kommen würde.

Sein Angebot, mit der Musikbranche zu kooperieren und Limewire kostenpflichtig zu machen, stieß aber nicht auf Gegeninteresse. "Hätte ich zu Beginn des Verfahrens schon gewusst, was ich jetzt über die Musikindustrie weiß, hätten wir vielleicht anders gehandelt", so Gorton. Dabei entspricht der Limewire-Gründer kaum dem Bild eines Netzpiraten. Der Akademiker und Wall-Street-Broker wird von Kritikern gar als der Bernie Madoff des Internets bezeichnet.

Nach Abschlüssen an den Universitäten Yale und Stanford hatte Gorton Limewire im Jahr 2000 gestartet. Er wollte den Dienst zu einem erfolgreichen Modell für den Handel weiterentwickeln, sagt er heute. Überhaupt habe er sich immer bemüht, illegale Aspekte des Dienstes möglichst abzuschaffen.

So habe er Informationen über die Kataloge der Labels angefordert, um die betreffenden Titel mittels Filter auszusortieren. Bei der Gerichtsverhandlung wurde das nun gegen ihn verwendet: Er hätte demnach gewusst, dass geschützte Titel verbreitet wurden und hätte vorsätzlich gehandelt. "Es ist auf jeden Fall frustrierend", so Gorton. "Wir haben uns so sehr bemüht eine Einigung zu erzielen."

Die Recording Industry Association of America (RIAA) gibt sich währenddessen wenig kompromissbereit. Gorton hätte vorsätzlich das Gesetz gebrochen und damit Millionen verdient. "Er hat gedacht, er ist clever genug um damit durchzukommen", so Mitch Bainwol, Chief Executive der RIAA. "Er ist der Bernie Madoff des Internet-Verbrechens. Er hat dem Gesetz die lange Nase gezeigt und dabei enorm profitiert."

Trotz solcher drastischen Kommentare hofft Gorton weiterhin auf eine gütliche Einigung. Limewire könne nichtsdestotrotz die Verbindung zu einer Generation herstellen, die es gewohnt ist, Musik gratis zu bekommen. "Ich will nicht auf dem Sterbebett denken, dass ich einen Haufen Musiker um ihr Geld gebracht habe. Ich habe einiges zu tun, um mein Karma wieder aufzubessern." (pte)