Kommentar

Lieber Restrisiko als Sackgasse

17.07.1998

Einer Studie der im englischen Hull ansässigen Butler Group zufolge kommt die Programmiersprache Java derzeit höchstens in fünf von hundert Unternehmen zum Einsatz - und wenn überhaupt, dann auf keinen Fall für umfangreiche Systementwicklung auf der Server-Seite. Offenbar kennt der renommierte Analyst Martin Butler das "Cheops"-Projekt der RWE Energie noch nicht. Und umgekehrt wissen die RWE-Verantwortlichen wahrscheinlich nichts von den Ergebnissen der Butler-Studie. Oder sollten sie sich wider bessere Untersuchung in dieses Vorhaben gestürzt haben?

Wer die Herren Scherotzki und Miebach kennenlernt, weiß augenblicklich, daß er keine Hasardeure vor sich hat. Der Informations-Manager und der Vertriebschef der RWE Energie machen kein Hehl daraus, daß die Entwicklung ihrer neuen operationalen Anwendungen einer gewissen Dringlichkeit unterliegt. Aber offenbar wissen sie trotzdem, was sie tun. Ihrer Ansicht nach gibt es für die Entwicklung zukunftssicherer Systeme heute keine Alternative zu Java.

Diese Überzeugung zu vertreten fällt ihnen leichter als den IT-Verantwortlichen anderer Unternehmen. Denn ihr Vorstand hat ihnen nicht nur ein üppiges Budget, sondern auch eine gewisse Experimentierfreiheit bewilligt. Zudem beschäftigen sie eine Reihe von hochbezahlten OO-Experten der IBM Deutschland GmbH. Ein Restrisiko bleibt. Aber das schätzt die RWE Energie offenbar geringer ein als die Gefahr, mit konventioneller Cobol- oder C-Entwicklung in eine technologische und letztlich geschäftliche Sackgasse zu geraten.qua