Platz 1 beim Database-Award - Landesbetrieb Hessen-Forst

Lichtung im digitalen Wald

17.06.2010
Von 
Holger Eriksdotter ist freier Journalist in Hamburg.

Die Replikationslösung stieß immer öfter an ihre Grenzen. Bei der Submission etwa, einer Art Holzversteigerung, bei der zum Stichtag die Umschläge mit allen bis dahin eingegangenen Angeboten der Kunden gleichzeitig geöffnet und erfasst werden müssen, kam es regelmäßig zu Performance-Problemen. Zudem dauerten die Replikationsläufe bei zunehmenden Datenvolumen immer länger. Das größte Problem war jedoch, dass es manchmal bis zu zwei Tagen dauerte, bis veränderte Stammdaten auf alle Förstereien verteilt waren.

Geo-Informations-System nun integrierbar

Auch genaue Informationen der Standorte lassen sich im neuen System zentral erfassen.
Auch genaue Informationen der Standorte lassen sich im neuen System zentral erfassen.

Zudem erwies es sich, dass sich die dezentrale Lösung nicht in das Geo-Informations-Systems integrieren ließen. "Mit der alten Lösung konnten wir zentrale Daten der Holzverarbeitung und Kundeninformationen nicht mehr zeitgerecht verarbeiten", blickt Stephan Karger, Sachgebietsleiter Fachverfahren und Datenbanken beim Landesbetrieb Hessen-Forst, zurück. Deshalb fiel die Entscheidung, die Applikation für Holzerfassung und -vermarktung komplett auf eine zentrale Datenbank umzustellen.

Statt wie früher auf 94 lokale Datenbanken greifen die forstwirtschaftlichen Anwendungen heute nur noch auf eine einzige zentral gemanagte Oracle-Datenbank zu. Vereinfacht wurde die Datenbankkonsolidierung durch den Einsatz der "Virtual private Database"-Funktion von Oracle. Diese macht es möglich, dass allein durch das Berechtigungskonzept, das zudem um eine Single-Sign-On-Lösung ergänzt wurde, die einzelnen Förstereien und Forstämter nur auf dem jeweils eigenen Datenbestand arbeiten, ohne dass die lokalen Anwendungen grundsätzlich verändert werden mussten. "Allerdings war es wegen des anderen SQL-Dialekts nötig, alle SQL-Statements in der Applikation und den Berichten anzupassen", sagt Projektleiter Karger.

Der echte 24-Stunden-Betrieb ohne Wartungsfenster bedeutet einen erheblichen Gewinn für die Geschäftsabläufe. Und auch bei den Logistik-Prozessen für die Abfuhr der geschlagenen Stämme aus dem hessischen Forst hat sich einiges verändert: Der Revierförster erfasst die Menge und den Standort der Holzpolter inklusive der GPS-Daten in einem mobilen Erfassungsgerät. Die HEV-Anwendung errechnet danach Abfuhrpläne, die exakte Angaben zum Anfahrtsweg und etwaige Einschränkungen für die Abholfahrzeuge enthalten. Gerade bei den nicht-öffentlichen Waldwegen sind die Holzpolter sonst von Ortsunkundigen kaum aufzufinden. Früher hatte der Revierförster die Abfahrtsrouten per Hand in eine Karte eingezeichnet.