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Letzter Risc-Prozessor von HP auf dem Weg zum Itanium

01.06.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Mit dem "PA-8900" hat Hewlett-Packard den letzten Risc-Prozessor nach der hauseigenen "Precision Architecture" vorgestellt. Damit läuft eine CPU-Reihe aus, die wesentlich dazu beigetragen hat, das Unternehmen zu einem wichtigen Anbieter im Unix-Server-Markt zu machen.

Der Durchbruch begann in den früher 90er Jahren des letzten Jahrhunderts mit der Prozessorfamilie "PA-7000". Dies waren 32-Bit-CPUs nach dem Konzept eingeschränkter Befehlssätze (Reduced Instruction Set, Risc). Diese Prozessoren begründeten die Unix-Server-Reihe 9000, welche die proprietären Computer 3000 ablöste (was auf zum Teil erbitterten Widerstand der Anwender traf).

1996 wechselte HP auf 64-Bit, wobei die PA-Familie einen Sprung auf die nächsthöhere Zahlengruppe 8000 machte. Zum Jahrtausendwechsel kündigte HP dann an, die Fertigung eigener Risc-Prozessoren langfristig einstellen und Server auf Basis der 64-Bit-Prozessoren IA64 von Intel bauen zu wollen. Durch eine Entwicklungszusammenarbeit von HP und Intel flossen erhebliche Anteile der Precision Architecture in den Itanium ein. Gleichzeitig legte HP eine Roadmap für den Übergang vor, deren Endpunkt der PA-8900 ist.

Dieser letzte PA-Prozessor ist eine leichte Modifikation seines Vorgängers "PA-8800". Dieser wurde im Februar 2004 vorgestellt und war HPs erste CPU mit zwei Rechenkernen. Dabei handelt es sich um die Cores des "PA-8700+". Der PA-8800 besitzt 1,5 MB Level-1-Cache pro Rechenkern, hat als auffälliges Merkmale aber einen gemeinsamen Level-2-Cache von 32 MB außerhalb der CPU im prozessornahen Chipset.

Beim neuen PA-8900 ist dieses "Outsourcing" nicht mehr gegeben. Der Level-2-Cache wurde in die CPU integriert und auf 64 MB verdoppelt. Ebenfalls in den Prozessor gefasst sind nun Bauteile für das Cache-Controlling und für die Fehlerkorrektur. Das Ergebnis der Integration ist nach Angaben von HP eine Leistungssteigerung von rund 16 Prozent gegenüber der Vorgänger-CPU. Wie der PA-8800 läuft der neue Prozessor mit Taktgeschwindigkeiten von 800 und 900 Megahertz sowie 1 Gigahertz. Außerdem gibt es den PA-8900 in einer Version mit 1,1 Gigahertz. Der letzte PA-Prozessor lässt sich in alle "Superdome"-Server von HP einbauen, die mit dem PA-8600 oder höher bestückt sind. Das sind im Prinzip alle Superdome-Systeme seit ihrer Markteinführung im September 2000. Auch in der HP-Serie "9000 rp" kann der PA-8900 verwendet werden.

Gleichzeitig mit der Vorstellung des letzten PA-Risc-Prozessors präzisierte Hewlett-Packard den Übergang auf die Itanium-basierende Zukunft der "Integrity"-Server. Sowohl in der Reihe 9000 als auch in der Integrity-Familie lassen sich Rechnerplatinen, so genannte "Cell Boards", mit dem Itanium oder mit PA-Prozessoren gemischt betreiben. Auf beiden Board-Typen kann das Unix-Derivat HP-US 11i v2 laufen, das beide Prozessortypen unterstützt. Allerdings laufen die beiden CPU-Typen in getrennten Partitionen. Immerhin ist so ein relativ sanfter Migrationsweg geboten. Dabei bleibt den Anwendern die Freiheit, über den Zeitraum und den Zeitpunkt eines Wechsels auf die Itanium-Zukunft selbst zu entscheiden. (ls)