Hewlett-Packard bringt 32-Wege-System

Letzter Alpha für das Jahr 2004 geplant

15.08.2003
MÜNCHEN (CW) - Hewlett-Packard (HP) hat mit dem "GS1280" einen Server vorgestellt, der bis zu 32 Alpha-Prozessoren vom Typ "EV7" (Taktrate 1,15 Gigahertz) aufnehmen kann. Im nächsten Jahr wird der "EV79" als letzter Prozessor die Alpha-Serie beschließen, die ursprünglich von Digital Equipment (DEC) entwickelt wurde und über Compaq zu HP kam.

Die neue Maschine ist eine Weiterentwicklung der im Frühjahr präsentierten "Marvel"-Server, die bis zu 16 EV7-Chips in einem Single System Image vereinen konnten. Seit April erlaubt HP den Marvel-Servern die Hardwarepartitionierung, so auch den GS1280-Maschinen: Eine Partition besteht aus mindestens einer Zelle, die mit zwei Prozessoren bestückt ist. Die Prozessorkarten werden in Schubladen eingesteckt, die in Racks eingebaut werden.

Für die Verbindung der Rechenknoten untereinander verwendet HP eine vermaschte Architektur, die ohne die gängigen Switches auskommt. Dazu ist jeder EV7-Prozessor mit einem Stück Elektronik ausgestattet, dem "IO7"-Interconnect. Jeder Port liefert eine Geschwindigkeit von 32 Gbit/s (voll-duplex) direkt zur CPU. Die vermaschte Architektur ist eine Spielart des sonst oft in Mehrprozessorrechnern verwendeten Numa-Designs (Numa = Non Uniform Memory Architecture). Der Hersteller behauptet, dass bei IO7 die Bandbreite besser skaliert als bei herkömmlichen SMP-Servern (SMP = Symmetrisches Multiprocessing), die bei zunehmender CPU-Anzahl mit immer größerem Verwaltungsaufwand belastet werden.

Ursprünglich wurde erwogen, Alpha-Server mit bis zu 128 CPUs in einem Single System Image zu bauen. Allerdings dürfte die Nachfrage nach solchen Systemen nicht ausreichen, um HP zu diesem Schritt zu bewegen. Sehr wohl steht aber ein 64-Wege-System auf der Roadmap des Herstellers, das - früher als erwartet - noch in diesem Jahr auf den Markt kommen soll. Für das zweite Halbjahr 2004 soll dann, wie "Computerwire" meldet, mit dem "EV79" der letzte Alpha-Chip vorgestellt werden. Je nachdem, wie gut die Fertigung bei IBM Microelectronics verläuft, beträgt die Taktrate des Omega-Alpha zwischen 1,3 und 1,5 Gigahertz. IBM fertigt bereits die Alpha-Chips "EV68" und "EV7".

Bei den Betriebssystemen besteht wie bei den Vorgänger-Servern mit Alpha-CPU die Wahl zwischen "Tru 64" (Unix), "Open VMS" und Red Hat Linux. DEC hatte ursprünglich auch Microsofts Windows NT auf den Alpha-Maschinen unterstützt, was Compaq aber nach der Übernahme von Digital Equipment rasch abstellte. Derzeit arbeitet HP an der Überführung von Tru-64-Cluster und dem Advanced File System von Tru 64 nach HP-UX. Im zweiten Halbjahr 2004 soll dann alles auch auf Itanium-Servern ablaufen können. Die Portierung von Open VMS auf Itanium kann bereits in den HP-Labors begutachtet werden und soll ebenfalls im zweiten Halbjahr 2004 verfügbar sein. Werkzeuge für den Umstieg von Tru 64 auf Alpha zu HP-UX auf Itanium hat der Hersteller an Partner und Kunden ausgeliefert. Allerdings rechnet HP damit, dass die Anwender frühestens 2005 umsteigen werden, und entwickelt deshalb die Systeme mit EV7- und EV79-CPU.

Die Einstiegsversion der neuen GS1280-Rechner mit zwei Prozessoren und 2 GB Hauptspeicher kostet laut Liste 117000 Dollar. Ein voll ausgebautes System mit 32 CPUs und 32 GB Memory dürfte mit rund 1,4 Millionen Dollar zu Buche schlagen und sich damit in der Größenordnung von vergleichbaren Unix-Systemen befinden. (kk)