Früherer Otelo-Chef Geitner im neuen Vorstand

Letzte Hauptversammlung wickelt den Mannesmann-Konzern ab

09.06.2000
DÜSSELDORF (CW) - Mit der letzten ordentlichen Hauptversammlung endete am Montag dieser Woche die 110-jährige Geschichte der Mannesmann AG. Das Aktionärstreffen war geprägt von harscher Kritik der Kleinaktionäre an Vodafone-Chef Chris Gent sowie dem scheidenden Mannesmann-Vorstandsvorsitzenden Klaus Esser.

Die Notwendigkeit, "gut Wetter" bei den Aktionären zu machen, sah Chris Gent offenbar nicht. Der Vodafone-Boss und neue Aufsichtsratschef von Mannesmann blieb der Hauptversammlung in Düsseldorf fern, was für einen Eklat sorgte. Aktionärssprecher Jörg Pluta von der Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) kritisierte Gents Ausbleiben als äußerst schlechten Stil, schließlich gebe es für einen Aufsichtsratschef "nichts Wichtigeres, als die Rechenschaftspflicht gegenüber den Aktionären".

Doch der Vodafone-Chef, der sein Fehlen mit einer "Terminkollision" entschuldigt hatte, war nicht der einzige, der durch Abwesenheit glänzte. Auch die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat boykottierten die Versammlung. Angeblich hatte es im Vorfeld einen handfesten Streit mit dem Vodafone-Management über die ursprüngliche Zusage des neuen Mehrheitsgesellschafters gegeben, wonach weiterhin wichtige operative Aufgaben am Standort Düsseldorf angesiedelt bleiben. Nun wolle das britische Mobilfunkunternehmen offenbar aber nur noch "Restaktivitäten" in Deutschland belassen, hieß es.

Abfindung für Klaus Esser "unverschämt"Herbe Kritik musste sich auch der scheidende Mannesmann-Vorstandschef Esser gefallen lassen. Dessen unrühmlich ausgegangene Abwehrschlacht gegen die feindliche Übernahme durch Vodafone kommentierte ein Anleger mit den Worten: "Operation gelungen, Patient tot." Esser habe sein Ziel, Mannesmann als unabhängiges und starkes Unternehmen zu erhalten, verfehlt. Als "unverschämt" wurde die Tatsache gewertet, dass Esser der Abgang mit einer Abfindung von 60 Millionen Mark versüßt wurde.

Trotz aller Emotionen kam es jedoch letztendlich zu den von Vodafone-Chef Gent initiierten Beschlüssen. Kein Wunder, denn das Übernahmeangebot, das die Briten den Mannesmann-Aktionären unterbreitet hatten, haben inzwischen mehr als 99 Prozent der Anteilseigner angenommen. So stimmten in einer zweiten Sitzung nach der Hauptversammlung die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat der Bestellung des neuen Vorstandsvorsitzenden Julian Horn-Smith zu. Der bisherige Vodafone-Manager soll zusammen mit dem früheren Otelo-Chef Thomas Geitner als Stellvertreter die übrig gebliebenen Telecom-Beteiligungen (Arcor, Mannesmann Mobilfunk, Omnitel und Infostrada) mit den anderen europäischen Vodafone-Töchtern im Sinne gemeinsamer Produkte und Plattformen koordinieren.

Über den in Spekulationen immer wieder vermuteten Börsengang der Festnetzgesellschaft Arcor sei noch nicht abschließend entschieden worden, hieß es am Rande der Hauptversammlung. Insider gehen davon aus, dass es bei der Neuausrichtung des gesamten Vodafone-Konzerns noch einige Turbulenzen geben wird. Die Aktionäre sollte dies aber, glaubt man offiziellen Verlautbarungen, wenig kümmern. Trotz des Einbruchs bei Telecom-Aktien im März, bei dem auch das Vodafone-Papier um bis zu 35 Prozent verlor, gingen die Mannesmann-Aktionäre, die getauscht haben, mit einer Wertsteigerung von mindestens 88 Prozent nach Hause, rechneten Vodafone-Vertreter vor.