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Letsbuyit.com feuert 200 Mitarbeiter und schließt Niederlassungen

01.02.2001
Der ehemalige Hacker Kim Schmitz, der Letsbuyit.com eine Finanzhilfe in Höhe von 50 Millionen Euro in Aussicht gestellt hat, gerät zunehmend in die Kritik.

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Das vor der Pleite stehende Co-Shopping-Portal Letsbuyit.com will 200 seiner 350 Mitarbeiter entlassen und acht von zwölf europäischen Niederlassungen schließen. Betroffen sind unter anderem die Standorte Helsinki, Kopenhagen, Wien, Madrid, Mailand und Brüssel. London, Paris, München und Stockholm sollen nach bisher nicht bestätigten Informationen verschont bleiben. Mit diesen Restrukturierungsmaßnahmen will Letsbuyit.com seine operativen Kosten um zehn bis 15 Millionen Euro im Jahr senken. Das Unternehmen plant, die zur Erreichung eines ausgeglichenen Ergebnisses benötigte Finanzhilfe von 80 auf 40 Millionen Euro zu reduzieren.

Letsbuyit.com konnte vergangene Woche in letzter Minute den drohenden Konkurs abwenden, nachdem unter anderem die Investmentgesellschaft Kimvestor mit einer Finanzspritze von 1,2 Millionen Euro in die Bresche gesprungen war. Kim Schmitz, ehemaliger Hacker und Gründer des Inkubators, zeigte sich zudem bereit, bis Ende Januar 50 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen, sollte Letsbuyit.com dies wollen. Zu einem Deal ist es bislang jedoch nicht gekommen. Schmitz bekräftigte jedoch gegenüber "Börse Online", man arbeite derzeit an einer vertraglichen Einigung. Ferner versuchte er die Zweifel zu zerstreuen, wonach Kimvestor die benötigte Summe nicht aufbringen könne: "Glauben Sie mir, Kimvestor hat die 50 Millionen Euro und mehr."

Zudem wurde inzwischen öffentlich, dass seine Firma nicht im deutschen Handelsregister eingetragen ist. Schmitz erklärte, er habe vor drei Monaten die Registrierung beantragt. Bis die Anmeldung offiziell ist, werde er bei einer etwaigen Vertragsunterzeichnung den Namen seiner früheren Firma, Data Protect, verwenden. Diese hatte er vor einem Jahr zu 80 Prozent an den TÜV Rheinland veräußert, unter dessen Dach das Unternehmen seitdem als TÜV Data Protect firmiert.

Ob Letsbuyit.com das Angebot von Schmitz annehmen wird, bleibt fraglich. Unternehmenschef John Palmer erklärte, man habe inzwischen auch aus anderen Quellen ausreichende Mittel zur Verfügung gestellt bekommen. Zudem sollen einige der anderen Letsbuyit.com-Investoren gegen eine hohe Investition des Ex-Hackers sein. Als weitere Interessenten an der Co-Shopping-Company gelten europäische Einzelhändler. Der von Letsbuyit.com Ende Dezember beantragte Gläubigerschutz läuft mit dem heutigen Donnerstag aus.