SNI: Online-Programm lehrt Teamarbeit

Lernen im Intranet hilft beim Culture-Change-Prozeß

09.01.1998

Vor gut drei Jahren legte Gerhard Schulmeyer die Marschroute fest: Die SNI muß schlanker werden. Das dazu gestartete Programm "Culture Change" soll vor allem von den Mitarbeitern getragen werden. Unternehmergeist, problemorientierte Handlungs- und Konfliktfähigkeit sollen das Miteinander prägen. Hierarchiedenken ist überholt, gefragt ist der Teamworker.

Bei Fade handelt es sich um eine strukturierte und teambasierte Methode zur Problemlösung und Prozeßverbesserung. Es soll die Mitarbeiter unterstützen, neue Herausforderungen in immer wieder neuen Gruppenkonstellationen zu bewältigen und dabei auf das Wissen des gesamten Unternehmens zurückzugreifen. Ein Instrumentarium aus rund 20 Werkzeugen sowie der Einsatz motivationsfördernder Elemente (Cartoons, Quiz) sollen dazu beitragen, daß Durchlaufzeiten sinken, Qualitätsprobleme gemindert werden und sich auch die Kundenzufriedenheit nachhaltig verbessert. Der Computerbauer will jeden Mitarbeiter von der Überlegenheit der Gruppenarbeit gegenüber dem Einzelkämpfertum überzeugen.

Das Programm kombiniert die Vorteile von Offline-Selbstlernmedien mit den Kommunikationsmöglichkeiten von Online-Applikationen. Mit seiner narrativen und didaktischen Struktur unterscheidet es sich von herkömmlichen Programmen und entspricht hohen Qualitätsstandards in bezug auf Ergonomie, Gestaltung, Navigation und Kommunikation. Links zu Newsgroups, virtuelle Besprechungsräume und Teamübungen gehören dazu.

Im Intranet können sich alle 35000 SNI-Mitarbeiter mit der Problemlösungsmethode vertraut machen und ihre Kenntnisse in weiterführenden Workshops vertiefen. "Wir wollen die Kollegen an der Basis zum Lernen motivieren", erklärt Penzkofer. Prinzipiell gebe es auch andere Wege, sich Fade-gemäß in Teamgeist zu üben, als über die Software. Für das vom Management favorisierte Online-Konzept sprechen jedoch betriebswirtschaftliche Argumente. Es kostet SNI-Berechnungen zufolge nur ein Fünftel dessen, was für eine traditionelle Schulung zu veranschlagen wäre.

Durchschnittlich 500 Mark Ausfallkosten pro Mitarbeiter und 1000 Mark Trainerhonorar muß man für eine herkömmliche Weiterbildung aufwenden.

Demgegenüber fordert das Online-Programm nur rund 45 Minuten Bearbeitungszeit und ersetzt laut Penzkofer vier Stunden Unterricht mit Lehrer. Neben den Kostenvorteilen, die sich in puncto Logistik, Produktion und Distribution niederschlagen, ermöglicht das Intranet ein unternehmensweit einheitliches Training sowie die schnelle Bereitstellung von Lerninhalten. Die Zugriffe auf das Programm werden automatisch gezählt, das Ergebnis kann als Grundlage weiterer Steuerungsmaßnahmen dienen. Der Anwender lernt mit Fade auch das Arbeiten in virtuellen Teams von seiner gewohnten Umgebung aus.

Daß nicht alles gleich auf Knopfdruck funktioniert, weiß man bei SNI. Parallel zur erhofften Verbreitung des Teamgedankens via Online-Lernen sorgen mittlerweile 400 Fade-Trainer für die Unterweisung vor Ort. Noch sind die Entwickler mit der Anzahl der Zugriffe auf das Online-Programm nicht ganz zufrieden und erhoffen sich mehr Zuspruch von den Mitarbeitern. "Viele sind daran interessiert, Fade kennenzulernen, werden auf der Homepage aber nicht fündig", kritisiert Penzkofer die ungünstigen Bedingungen. Im August habe man den Hinweis aus der News-Leiste der SNI-Homepage entfernt, seither stagnierten die Zugriffe. "Intern müssen wir Fade aggressiver vermarkten", so Penzkofer.

Die Akzeptanz hat sich immerhin bereits verbessert, seit mit dem Wechsel von Windows 3.11 zu Windows 95 und NT die technischen Kinderkranheiten überwunden sind. Das in der Programmiersprache Java geschrieben Fade sei plattformunabhängig und erlaube benutzerfreundliche Animation und Interaktion. Fest vorgesehen für den Ausbau des Programms ist die Einbindung von Video- und Tonelementen sowie von weiteren Teamarbeits-Funktionen etwa zum Brainstorming.

Die Akzeptanz der Kollegen macht Penzkofer keine Sorgen. Nur wenige Mitarbeiter fühlten sich durch die vielen Verbesserungsmethoden überfordert und kritisierten, etwas Neues lernen zu müssen. Der Großteil der Kollegen wisse um die Vorteile des Programms, zumal sich immer mehr Mitarbeiter in ständig wechselnden Teams und Projekten bewegen müssen. Generell sei die Überzeugung gewachsen, daß Kommunikation für das Unternehmen lebensnotwendig sei. Deshalb erfreuten sich Intranet, E-Mail und andere Instrumente wachsender Beliebtheit, so die Fade-Entwicklerin.

Die Gewinnerinnen

Andrea Penzkofer (rechts) und Cornelia Machnik erhielten auf dem dritten IT-Trainingskongreß in Bonn den zum ersten Mal ausgelobten IT-Training-Award (siehe CW Nr. 50 vom 12.Dezember 1997, Seite 74). Machnik gehört zum Culture-Change-Team bei SNI und war die Auftraggeberin von Penzkofer. Die Medienanalytikerin setzte die Idee, den Teamgedanken im Unternehmen zu verbreiten, sehr effektiv um, indem sie ein Lernprogramm für das Intranet entwickelte, auf das alle SNI-Mitarbeiter weltweit Zugriff haben.