BBC koppelt Fremdsoftware mit eigenen Bausteinen:

Leitungsplanung in drei Dimensionen

29.04.1983

MANNHEIM (hh) - Die Kraftwerksplaner der Brown, Boverie & Cie Ag (BBC) aus Mannheim erhalten eine neue Hilfestellung bei der Aufgabe, sich aus mehreren zweidimensionalen Darstellungen in Zeichnungen die jeweils dritte Dimension vorzustellen. Das Unternehmen setzt ein Softwarepaket ein, das die gesamte Geometrie einer Anlage zerlegt aufnehmen und perspektivisch wiedergeben kann.

Das Programm "Rapas" (rechnergestütztes Anordnungs-Planungssystem) wird nach einjährigem Probelauf und Piloteinsatz an zwei konkreten Aufträgen jetzt bei der BBC von genutzt. Insbesondere in der Rohrleitungsplanung findet diese Entwicklung ihre Anwendung.

Der Ingenieur muß auf diesem Gebiet große Datenmengen bewältigen und komplizierte Zusammenhänge überschaubar machen. So sind in einem Wärmekraftwerk mit 750 Megawatt elektrischer Leistung rund 50 Kilometer Rohrleitungen, mehr als 100 Pumpen und Behälter, fast 10 000 Armaturen und einige hundert Kilometer elektrischer Kabel eingeplant.

Um den Ingenieur dabei zu unterstützen, hat BBC für die Anordnungsplanung ein rechnergestütztes Planungssystem entwickelt; hierzu wurden nach Marktanalysen und Tests aus gekauften Bausteinen und eigenen Programmteilen ein Programmsystem zusammengesetzt und passende Rechnersysteme und Bildschirme erworben.

Hinzugekauft wurden vor allem verschiedene Softwarefunktionen und Prüfverfahren. Die Mannheimer haben diese Fremdprodukte gekoppelt und insbesondere die Anwendungssoftware wie Konventionen oder Katalogteile entwickelt. Eingesetzt werden in dem Konzern vier VAX-Rechner, die untereinander und mit einem IBM-Großrechner verbunden sind.

Die Software läuft unter dem Betriebssystem VMS 3.1, erläutert ein Mitarbeiter der BBC, und umfaßt derzeit rund 15 Module. Geschrieben wurde sie in einer eigenen Anwendungssprache, die speziell auf die Belange der Ingenieure zugeschnitten ist.

Das entstandene System aus Hard- und Software ermöglicht eine durchgängig rechnergestützte Planung. Ein wesentliches Kennzeichen ist die rechnerinterne Erstellung des dreidimensionalen, räumlichen Anlagenmodells. Da die so geplante Kraftwerksanlage in allen wesentlichen Teilen in einer Datenbank verankert oder "modelliert" ist, können Pläne und Listen von diesem Originalmodell abgeleitet werden.

Die Kopplung mit einigen weiteren Programmen zur Einbindung weiterer Planungsfunktionen ist im Gange. Das bedeutet, daß dann von der Erstellung der verfahrenstechnischen Schaltpläne bis hin zur Materialbeschaffung immer auf die gleiche, jedoch kontinuierlich wachsende Datenbasis zurückgegriffen werden kann - über Anordnungs- und Gebäudepläne, die Spannungsanalyse der Rohrleitungen, die Isometrien und zugehörige Stückliste sowie die Kabelverlegungspläne.