Karriereirrtümer

"Leistung allein bringt Sie nicht weiter"

08.06.2009
Von 
Ingrid Weidner arbeitet als freie Journalistin in München.

WEHRLE: Aus meiner Sicht ist es wichtig, sich bewusst zu machen, dass es weniger um das Alter, als um das Gehalt geht. Wer mit Mitte 40 den Job wechselt, verspricht sich eine finanzielle Verbesserung davon. Doch wenn Arbeitgeber ein höheres Gehalt zahlen sollen, erwarten sie auch zusätzliche Leistungen des neuen Mitarbeiters. Aus den Bewerbungsunterlagen und dem Vorstellungsgespräch muss klar hervorgehen, weshalb die eigene Person ein Gewinn für das Unternehmen wäre. Gerade hier vernachlässigen viele Bewerber in ihrer Argumentation den Mehrwert, den sie der Firma bieten. Wer sich als Problemlöser präsentiert und das mit Beispielen aus seiner Vergangenheit belegen kann, hat gute Chancen. Die Vorteile gegenüber einem jüngeren Bewerber müssen klar erkennbar sein.

CW: Von Loyalität in der Arbeitswelt scheinen Sie nicht so viel zu halten. Zumindest kommt sie in Ihrem Buch nicht gut weg. Dabei beschwören Firmen Loyalität immer als wichtigen Wert. Weshalb sind Sie skeptisch?

WEHRLE: Würden sich Arbeitgeber ihren Mitarbeitern gegenüber loyal verhalten, dürften sie niemals von anderen Firmen gute Leute abwerben und könnten es moralisch nicht vertreten, ihre treuen Arbeitskräfte zu entlassen. Beides passiert. Niemand sollte in die Falle tappen und Loyalität von seiner Firma erwarten, es gibt sie nicht. Gleichzeitig sollte jeder seine eigenen Ziele nicht aus den Augen verlieren. Wenn Mitarbeiter stoisch zu ihrem strauchelnden Chef halten, dann sind die Chancen gut, mit ihm entlassen zu werden. Andere halten ewig an einer Firma fest, die immer mehr in Schieflage gerät. Damit verspielen sie ihre eigenen Karrierechancen. Ich empfehle, sich eigene Karriereziele zu setzen und diese zu verwirklichen.

Mitarbeitergespräche: Im Büro des Chefs hat man schlechtere Karten

CW: In Mitarbeitergesprächen legen Arbeitnehmer und Vorgesetzte gemeinsam Ziele fest. Diese Gespräche können anstrengend werden. Gibt es Tipps?

WEHRLE: Versuchen Sie, Ihren Vorgesetzten aus seiner vertrauten Umgebung zu locken. Denn wenn Sie in sein Büro gebeten werden, haben Sie eine schlechtere Ausgangsposition. Dort herrscht Heimrecht, alle Insignien der Macht sind dort. Gelingt es, den Löwen aus seinem Revier zu locken, ergibt sich eine Chance, das Gespräch stärker zu beeinflussen. Sie können es mit dem Hinweis versuchen, dass es etwas Besonderes ist und Sie sich ungestört unterhalten möchten.