100 Jahre Fotografiegeschichte

Leica zwischen Tradition und Moderne

22.05.2014
Bahnbrechende Innovation, Existenzkrise und Erholung: Der Kamerahersteller Leica blickt auf 100 Jahre Fotografiegeschichte. Nach der Konkurrenz aus Asien drängen jetzt Smartphones auf den Markt. Wie reagiert das Traditionsunternehmen?

Die Marke Leica hat einen legendären Ruf. Tradition, Perfektion und sogar Revolution werden mit dem Namen verbunden. Im Jahr 1914 konstruierte der Feinmechaniker Oskar Barnack die erste Leica-Kamera, die die Fotografie verändern sollte. 100 Jahre und eine Existenzkrise später feiert die Leica Camera AG das Jubiläum - mit neuem Selbstbewusstsein, Firmensitz und neuen Produkten.

Am Anfang der Leica-Geschichte stand die Innovation: Oskar Barnack (1879-1936), Mitarbeiter der damaligen Leitz-Werke in Wetzlar, baute mit der "Ur-Leica" die erste Kleinbildkamera für 35-Millimeter-Film. Auf den Markt kam der handliche Apparat 1925 - und machte das Fotografieren einfacher und schneller. Plötzlich waren Schnappschüsse und authentische Bilder möglich, die Reportage-Fotografie entstand.

Heute wird der Kameramarkt von Platzhirschen wie Nikon oder Canon dominiert. "Mit solchen Firmen kann auch ein großes deutsches, mittelständisches Unternehmen nicht konkurrieren", meint der Jobst Kehrhahn vom Fotomagazin "c't Digitale Fotografie". Das habe Leica aber auch nie gewollt. "Leica hat sich immer im Premium-Segment positioniert." Die neue Leica T, die über ein Touchscreen verfügt, sieht er auch als Beitrag, "moderner zu wirken und zielt auch ein wenig auf die wohlhabendere Smartphone-Klientel ab."

Denn die Branche bekommt derzeit zunehmend die Konkurrenz durch Smartphones spüren. "Immer mehr Menschen fotografieren damit, billige Kompaktkameras verkaufen sich deshalb immer weniger", sagt Kehrhahn.

Der Markt für Kompaktkameras sei zweigeteilt, erklärt Constanze Clauß vom Photoindustrie-Verband. Die Nachfrage nach Kompakten mit geringer Ausstattung sei weiter rückläufig, die hochwertigen dagegen weiterhin stark gefragt. Im Bereich etwa der Spiegelreflexkameras sei die Nachfrage stabil auf Vorjahresniveau.

Hochpreisiges durchaus gefragt - das dürfte die Leica Camera AG freuen. Geschäftszahlen veröffentlicht das Unternehmen seit dem Rückzug von der Börse im Jahr 2012 zwar nicht mehr. Man sei aber weiter gut gewachsen, heißt es in Wetzlar. Im Geschäftsjahr 2010/2011 erzielte Leica mit heute rund 1400 Mitarbeitern in Wetzlar und in einem Werk in Portugal ein Rekordergebnis von 36,3 Millionen und einen Umsatz von 248,8 Millionen Euro.

Im Jubiläumsjahr richtet das Traditionsunternehmen den Fokus auf seine Pionierleistungen in der Fotografie. Im noblen neuen Hauptsitz, der am Freitag (23. Mai) in Wetzlar eröffnet wird, gibt es einen Museumsbereich, der diese dokumentiert. Zur Historie gehört aber auch die Existenzkrise. Vor fast zehn Jahren drohte das Aus, weil der Pionier von einst den technischen Anschluss an die digital gewordene Branche verloren hatte. Erst mit neuen - digitalen - Produkten gelang Leica der Weg aus der Krise.

Ein wichtiger Schritt war zuvor im Jahr 2005 der Einstieg des heutigen Aufsichtsratschefs Andreas Kaufmann mit seiner Beteiligungsfirma ACM. 2011 kam Finanzinvestor Blackstone mit einer Minderheitsbeteiligung hinzu. Sein rettendes Engagement begründete Kaufmann einmal mit dem "Leica-Gefühl": "Es gibt etwas an Leica, das jeden Einsatz für das Unternehmen rechtfertigt." (dpa/tc)