Legalisiert die Korruption!

03.05.2007
Siemens - ein Unternehmen versinkt im Schlamassel seiner Zahlungswilligkeit. Doch warum eigentlich? Thorsten Mehles sagt in einem Interview mit der "FAZ", Siemens sei nur die Spitze des Eisbergs.

Von den zehn, maximal 20 Prozent der bei Strafverfolgungsbehörden ruchbar gewordenen Fälle gelange nur ein Bruchteil überhaupt in die Medien. Mit anderen Worten: Korruption, Bestechung, Durchstechereien sind nicht die Ausnahme, sondern die Regel im Big Business. Den Eindruck jedenfalls gewinnt, wer die Aussagen des früheren Leiters der Abteilung Organisierte Kriminalität des Bundesnachrichtendienstes liest.

Im Weiteren formuliert Mehles zwei großartige Sätze: Durch den Eintritt in neue Märkte würden Unternehmen mit Geschäftskulturen konfrontiert, die mit den hiesigen Corporate-Governance- und Compliance-Standards wenig gemein hätten. Und noch eleganter: In verschiedenen Ländern herrschten andere ethische Standards und Sensibilitäten bei den Themen Wirtschaftskriminalität und Korruption und somit auch andere Schwellenwerte beim Überschreiten bestehender Vorschriften.

Ja wenn das so ist, dann - meinen wir jedenfalls - wird das gesamte Siemens-Verfahren ja völlig falsch angegangen. Zu allererst sollte Siemens sich von Saubermann Gerhard Cromme trennen. Der Kerl ist, siehe Mehles, genau der falsche Mann, um die ethischen Standards anderer Länder zu erfüllen. Dann müssen natürlich all die fähigen Siemens-Manager wieder revitalisiert werden, die ihre Eloquenz im globalen Ethikdialog bewiesen haben. Und drittens muss die Politik endlich wieder eine gesetzliche Grundlage schaffen, die deutsche Unternehmen weltweit ohne die Handschellen kleindeutschen Anstandsdenkens operieren lässt. Und so gesehen wäre Siemens dann auch wieder Spitze.