Leer-Lauf

26.06.1987

Mit der Integration von drei bisher unterschiedlichen Messe-Veranstaltung en leisteten sich die Planer der Messe GmbH in Frankfurt einen kapitalen Schnitzer. Mit dem neuen Konzept gerieter die Initiatoren in das Zerreißfeld einer allgemeinen Messe-Müdigkeit: In Frankfurt mußten die Aussteller jeden Interessenten mit einer überdimensionalen Lupe suchen.

"Das Konzept ist richtig und ausbaufähig. Die Zielgruppe "Mittelstands-Unternehmer" wurde erreicht und die Problemlösungs-Offerten angenommen", loben die Macher der Messe Frankfurt GmbH ihre neueste Idee drei bislang verschiedene Veranstaltungen zu integrieren und an einem Frühjahrstermin, und acht Wochen nach der CeBiT '87, abzuhalten.

Mit der "Trialog", der "Microcomputer-Messe", der "Büro Transparent" (Nachfolgerin der traditionsreichen "Frankfurter Büro-Ausstellung" FBA) und der "Dialog" starteten die Frankfurter vom 20. bis 23. Mai eine 3teilige Kombinationsmesse, die "in ihrer Art in der Bundesrepublik bisher einmalig ist".

Das kann man wohl laut sagen. Denn der Flop, den sich die Messe GmbH leistete, sucht in der Tat seinesgleichen. Was die düpierten Aussteller zu diesem Projekt zu sagen haben, läßt sich in ihrer ouf der Messe herumgereichten "Todesanzeige" (für die FBA, Anm. d. Red.) nur unzureichend wiedergeben. "Es war ätzend. Wir sind da treudoof hinmarschiert und haben für nichts vieI Geld ausgegeben", ärgert sich ein großer Teil der beteiligten Frankfurter Händler.

Manche Aussteller aus dem Lager des Fachhandels investierten 40 000 Mark und sind mit einer Standbesatzung von 15 Mann erschienen. Andere, wie etwa Henneveld KG aus Wiesbaden, griffen noch tiefer in die Tasche und stellten sich richtige "Luxuspaläste" hin. Doch das böse Erwachen kam bereits am 1. Messetag, als die Besucher ausblieben. Nach Angaben der Messegesellschaft frequentierten angeblich 18 000 Besucher die Veranstaltung. Viele Firmen können sich auf diese Zahlenangabe keinen Reim machen und vermuten, daß die Messe GmbH die Interessenten der Hundeschau mitzählten, die am darauffolgenden Samstag stattfand.

Fest steht jedoch, daß sich die meisten Verkäufer mangels Besucher die Beine in den Bauch standen und nichts zu tun hatten. Als chaosartig wird auch die Organisation beschrieben. Angefangen von den weit entlegenen. Parkplätzen bis hin zum Eintrittsgeld von 15 Mark, das offensichtlich viele Interessenten als eine Zumutung empfanden und auf dem Absatz wieder kehrt machten.

An der Frankfurter Messe beteiligten sich rund 240 Aussteller. Darunter marktbedeutende Unternehmen wie etwa Apple Computer, Compaq Computer, DeTeWe, Honeywell Bull, IBM, Minolta, Nixdorf Computer Olivetti, Siemens und Unisys. Doch die meisten anderen Zugpferde für das Publikum, vor allen Dingen japanischer Provenienz, blieben im häuslichen Stall. Diese Abstinenz und der mangelnde Werbeeinsatz und die allgemeine Messemüdigkeit bewerten viele Beteiligte als die wesentlichen Gründe für das Desaster.

Die Messe, versprachen die Veranstalter, richtet sich mit ihrem anspruchsvollen Programm nicht nur an Anwender, sondern auch an den bürowirtschaftlichen Fachhandel, der dort eine ganze Menge lernen kann.

Diese Empfehlung stieß nicht auf taube Ohren. "Alle Händler" so das Resümee von Kawa Bürosysteme GmbH in Frankfurt, "die vernünftig denken können, haben sich dort das letzte Mal blicken lassen."