System 32 sorgt für Floppy-Umsatz:

"Lebenslänglich" für Platten

09.07.1976

MÜNCHEN - Disketten, Tapes und Platten von fremden Herstellern zu kaufen oder zu mieten ist für die meisten Anwender heute eine Selbstverständlichkeit. Kaum ein EDV-Leiter, der nicht die Preisvorteile nutzt, die das Mixen im Mediabereich unzweifelhaft mit sich bringt. Der Preisverkauf hat seine aus Anwendersicht "guten" Gründe: Der Wettbewerb unter den Firmen, die kompatible Datenträger anbieten, ist unerhört hart. Indes: Es ist nicht mehr nur der Preis, der den Kaufanreiz ausmacht. Galt früher, daß in puncto Qualität und Sicherheit bei nicht reinrassigen Datenträgern Abstriche zu machen seien - was manchen EDV-Leiter letztlich noch vom Fremdgehen abhielt - so trifft das eben heute nicht mehr zu. Denn mit Ausnahme von IBM alle Mainframer das Zubehör nicht mehr ausschließlich selbst her, sondern beziehen es von denjenigen Firmen, die ihnen am Disketten-, Band- und Plattenmarkt Konkurrenz machen. Insofern ist es ein gewohntes Bild, in den Datenträger-Schränken der Anwender bunt gemischt nahezu alle Fabrikate von BASF bis Scotch wiederzufinden.

400 Disketten für System 32

Da wäre zunächst die Firma Systemdienst, Gerlingen bei Stuttgart. Sie hat sich auf den Vertrieb von Disketten für IBM's System 32 spezialisiert. Was an sich schon überraschend ist. Denn wer würde schon vermuten, daß "typische" System-32-Anwender, nämlich Klein- und Mittelbetriebe, überhaupt so viele Disketten brauchen, daß es für sie interessant ist, Ersparniskalkulationen über den Floppy-Verbrauch anzustellen. Dem ist aber nicht so. Wie Systemdienst-Geschäftsführer Gerd Nitzsche durch Marktuntersuchungen herausgefunden hat, benötigt die /32-Durchschnittsinstallation 300 bis 400 Disketten. Was nicht unbedingt für das System spricht, Nitzsche aber immerhin einen Umsatz von 800 000 bis 900 000 Mark pro Jahr beschert. Denn er verkauft die IBM-Diskette, die eine CDC-Diskette ist, für 16,50 Mark bei Abnahme von 50 Stück. IBM verlangt dagegen zur Zeit zwischen 21 und 24 Mark bei Mengen bis zu 200 Stück. Bei 300 Disketten macht das eine Differenz von 1800 Mark aus. Und das lohnt sich schon.

33 Prozent Absteiger

Doch ganz so einfach sieht Nitzsche die Sache nicht. Denn es gibt neben dem "typischen" System 32-Anwender mit 300 Disketten im Regal auch den System-3-Absteiger. Auch das hat nämlich die Systemdienst-Untersuchung ergeben: Rund 33 Prozent der Anwender des IBM-"Volkscomputers" waren vorher System 3 Modell 6- oder 10-Benutzer, die einen "Schritt zurück" gemacht haben - was de facto nicht stimmt, "denn die umgestellten Programme laufen zum Teil schneller - und das zum halben Preis" (Nitzsche). Der Haken dabei (aus der Sicht des Disketten-Verkäufers): Die ehemaligen /3-Benutzer sind EDV-Profis, die programmieren können und wissen, wie man mit der Festplatte umzugehen hat. Sie ersparen sich dadurch manchen Sicherungslauf und brauchen deshalb weniger Disketten.

Macht Gerd Nitzsche sein Geschäft mit IBM-kompatiblen Disketten, so hat sich die Firma Computer Systeme- und Zubehör, Worms, auch auf die Produktion und den Vertrieb von Magnetplatten verlegt. Dazu Geschäftsführer Heinz Stickler: "Wir bieten von der Kassette bis zum Winchester-Pack jeden magnetischen Datenträger zu günstigen Konditionen an." Zusätzliche Vorteile für Stickler-Kunden: Auf Magnetplattenstapel und Disketten wird eine Lebensdauergarantie gegeben, alte Platten werden im Gegengeschäft in Zahlung genommen.

Die Renner des Stickler-Programms sind zur Zeit der 55-Mio.-Plattenstapel für Siemensrechner, die Platteneinheiten 8416, 8418 und 8440 für Univac-Computer sowie die vorinitialisierte Plattenkassette 2315 für das Basic/four-System von MAI.