Veranstaltung des Eclat-Verbandes mit Anwendern will Finanzierungspraktiken hinterfragen:

Leasingfirmen diskutieren IBMs KIV-Politik

03.03.1989

DÜSSELDORF (ujf) - Die "Kundenindividuelle Vertragsgestaltung" der IBM macht den Computerleasing-Gesellschaften das Leben schwer. Um den Anwendern diese Problematik und ihre langfristigen Folgen für den Kunden aufzuzeigen, griff der Branchenverband Eclat jetzt zu einem ungewöhnlichen Mittel: Er lud DV-Chefs und Vorsände zu einem Treffen, das "kein Tribumal gegen IBM" sein sollte. "Zur Abwehr des PCM-Wettbewerbs und für aufwendige Vertriebsaufgaben sind wir geeignet, aber im Neugeschäft nich willkommen", klagt Heinz Jörg Reuter, Eclat-Aktiver und Mitglied der Geschäftsleitung bei CSC Leasing in München, über die Geschäftspolitik der IBM. Es gehe nicht um eine Verurteilung von Big Blue, betonte Reuter im Gespräch mit der COMPUTERWOCHE. Als Ziel der Veranstaltung, die nach Redaktionsschluß stattfand, nannte der Leasingexperte eine "positive Signalwirkung auf alle Beteiligten". Schließlich wollten die Finanzierungsfirmen ja mit der IBM im Geschäft bleiben, nur eben zu Bedingungen, die ihre Existenz sicherten. Als Bedrohung für den Fortbestand der Leasingunternehmen sieht Eclat vor allem die "Kundenindividuelle Vertragsgestaltung" (KIV) des Stuttgarter DV-Reisen. Danach sind Preislisten Makulatur, denn jeder Kunde, der direkt bei IBM kauft, bekomme eine oder gleich mehrere Vergünstigungen, auch wenn er keine Stückzahlen abnimmt: Konzernrabatt, Volumenrabatt, Rabatt für feste Abnahmetermine, Wartungsvolumenrabatt, Zahlungsziele und anderes. Nur die Leasinggesellschaften sollen - obwohl sie die größten Abnehmer des Herstellers seinen - den vollen Listenpreis berappen. Selbst dieser Eckpreis ist kaum zu überprüfen: Broker und Leaser bekommen laut Reuter offiziell keine Listen zur Verfügung gestellt. Eine besondere Gefahr für den Anwender sehen die Eclat-Mitglieder in einer Austrocknung des Gebrauchtcomputermarkts. Wenn die selbstständigen Leasing- und Second-hand-Firmen zugunsten des konzerneigenen Miet- oder Leasinggeschäfts geschwächt würden, gehe die Zahl der auf dem Markt verfügbaren Altsysteme zurück, so daß die IBM bei später notwendigen Upgrades dann höhere Preise durchsetzen könne. Fazit des Eclat-Referenten Reuter: "KIV" bedeute für den Anwender, der finanzieren läßt, statt zu kaufen, in Wirklichkeit "Kein Interessanter Vertragstyp".