ERP as a Service

Lawson packt ERP in die Amazon-Cloud

19.04.2010
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
ERP-Anbieter Lawson will seinen Kunden Business-Applikationen künftig auch als Cloud-Service anbieten. Grundlage dafür bildet die Amazon-Infrastruktur.

Lawson Software bietet ab Mai dieses Jahres seine Enterprise-Resource-Planning-Lösungen (ERP) "M3" und "S3" sowie die "Talent Management Suite" als Cloud Services an. Der Softwareanbieter bündelt dafür sein Angebot in dem Bereich Lawson External Cloud Services. Umgesetzt wird die ERP-Cloud mit Hilfe der Web-Services-Infrastruktur von Amazon.

Eine Bewertung unterschiedlicher Cloud-Angebote finden Sie unter:

Anwenderunternehmen seien mit den Cloud-Services in der Lage, schnell zusätzliche ERP-Instanzen und weitere Kapazitäten dazuzuschalten, um beispielsweise temporär hohe Transaktionsvolumina aufzufangen beziehungsweise neue Anwender nach einer Akquisition oder einem Firmenzusammenschluss einzubinden, verlautete von Seiten des Anbieters. Darüber hinaus könnten Unternehmen Testumgebungen in der Cloud einrichten, um beispielsweise neue Systeme und Geschäftsprozesse auszuprobieren.

Lawson will seinen Kunden verschiedene Preismodelle für die ERP-Cloud anbieten, hieß es in einer offiziellen Mitteilung. Neben für Cloud-Umgebungen typischen Mietmodellen soll es auch die Möglichkeit geben, die Software nach einer bestimmten Subskriptionszeit komplett zu erwerben. Weitere Details zu den Preisen blieb der US-amerikanische Softwareanbieter indes vorerst noch schuldig. Man werde sich jedoch an den Preisen der On-premise-Lösung orientieren, erklärte Jeff Comport, Senior Vice President für das Produkt-Marketing bei Lawson. Es gehe für den Hersteller nicht darum, mit Dumping-Preisen für die Cloud-Offerte Kunden anzulocken oder sich Marktanteile zu kaufen.

Cloud-Software soll individualisierbar bleiben

Die Lawson-Software soll sich auch in der Cloud individuell an Kundenvorgaben anpassen lassen, verspricht Jeff Comport, Senior Vice President von Lawson.
Die Lawson-Software soll sich auch in der Cloud individuell an Kundenvorgaben anpassen lassen, verspricht Jeff Comport, Senior Vice President von Lawson.

Bei den Lawson Cloud Services handle es sich weder um Light-Versionen, wie sie manche Nischenanbieter lieferten, noch um Einheitslösungen, verspricht Comport interessierten Anwenderunternehmen. Lawson liefere in der Cloud genau die dieselbe Software, die andere Kunden on Premise selbst betrieben. "Software für die große Masse mag vielleicht für den Anbieter gut sein", sagt der Lawson-Manager, "doch nicht notwendigerweise auf für den Kunden." Die Anwender verlangten einen gewissen Grad an individueller Anpassung in Bezug auf Software.

Mit den neuen Cloud-Services adressiert Lawson in erster Linie mittelständische Kunden. Diese könnten auf Basis der Amazon Web Services ihre ERP-Lösungen zügiger und kostengünstiger implementieren und umsetzen. Wer das Cloud-Angebot ausprobieren möchte, kann mit Hilfe des "Lawson Test Drive" die Software 14 Tage lang mit eigenen Daten und Geschäftsprozessen testen. Diese Möglichkeit erlaube den Anwendern, sich einen ersten Eindruck der Cloud-Offerte zu verschaffen, relativiert Comport. Eine regelrechte Testumgebung, mit der sich das ERP-System inklusive kundenindividueller Einstellungen genau prüfen lasse, könne Test Drive indes nicht ersetzen.

Das Angebot an ERP-Lösungen in der Cloud ist bis dato überschaubar. Aktuell bieten vor allem kleinere Anbieter wie Netsuite und Workday entsprechende Lösungen an, die jedoch hierzulande kaum bekannt sind. Branchenprimus SAP will Mitte des Jahres mit Business ByDesign die ersten Schritte mit ERP als Software-Service wagen. Der Start ins Software-as-a-Service-Zeitalter (SaaS) verlief für die Walldorfer allerdings holprig. Die Lösung sollte bereits im vergangenen Jahr auf dem Markt erscheinen. Nun forciert mit Lawson ein weiterer großer ERP-Anbieter eine eigene Cloud-Strategie. Wie es damit genau weitergeht, wollten die Verantwortlichen allerdings noch nicht verraten. Comport ließ jedoch durchblicken, dass neben Amazon weitere Deals mit Anbietern von Cloud Infrastrukturen denkbar seien. Wer das sein könnte, blieb offen.