Lawson baut seine SOA-Strategie auf IBM-Middleware

16.03.2006
Der US-amerikansiche Softwareanbieter will für das kommende Release seiner Enterprise-Resource-Planning-Lösung (ERP) IBMs Middleware als Integrationsplattform nutzen.

Mit dem Release 9 der eigenen ERP-Suite wollen die Verantwortlichen von Lawson Software ihr Portfolio neu ordnen. Anwendungen, Plattformtechnik und Tools sollen unter einer Versionsnummer zusammengepackt werden. Aus Perspektive der Kunden vereinfache dies die Implementierung, Lizenz- und Preismetriken sowie Wartungs- und Support-Verträge.

Basis dafür bildet künftig IBMs Middleware-Plattform. Lawson und IBM hatten bereits vor knapp einem Jahr eine engere Kooperation vereinbart. Ziel war damals eine Kopplung der Produktlinien beider Hersteller. Demnach werden künftig die Business-Applikationen von Lawson IBMs Websphere-Produkte als Integrationsplattform nutzen. Damit könnten die Anwender eine auf J2EE-Standards basierende Service-orientierte Architektur (SOA) implementieren, hieß es von Seiten des Softwareherstellers. Zudem sollen die Lawson-Produkte stärker an IBMs Serverplattform der pSeries unter dem Unix-Derivat AIX angepasst werden. Die Zusammenarbeit umfasst ferner IBMs Collaboration-Framework Tivoli sowie die Datenbank DB2. Lawson Business-Software soll speziell für die Zusammenarbeit mit beiden Produktlinien IBMs ausgerichtet werden.

Die US-Amerikaner packen IBM-Technik sowie eigene Integrationslösungen in der "Lawson System Foundation 9" (LSF) zusammen. LSF beinhaltet IBMs "Websphere Application Server ND 6.0", den "Tivoli Directory Server 6.0" und die "DB2 Universal Database Enterprise Edition 8.2".Während der Applikations-Server zwingend als Ablaufumgebung für die Business-Applikationen notwendig ist, sind die Nutzung von Tivoli und DB2 optional. Lawson steuert in LSF 9 darüber hinaus seine "Business Management Solutions" bei. Hier sind beispielsweise Funktionen für das Performance Management und Business Intelligence (BI) integriert.

LSF bedeutet für Lawson einen wichtigen Schritt in seiner SOA-Strategie. Die Plattform ähnelt der Beschreibung nach SAPs Business Process Plattform (BPP), die als Integrationsbasis Netweaver nutzt. Ein genauer Zeitplan für die neue Strategie des amerikanischen Softwarehauses liegt bislang noch nicht vor. Erste Teile von Release 9 sollen jedoch noch vor Jahresmitte 2006 auf den Markt kommen. Kunden könnten ihre Softwarelandschaften Zug um Zug auf eine SOA-basis umstellen, versprechen die Lawson-Verantwortlichen.

Noch bleiben allerdings einige Fragen unbeantwortet. So ist nicht klar, welche Auswirkungen Lawsons SOA-Staregie auf die produkte des kürzlich übernommenen ERP-Anbieters Intentia haben wird (siehe auch: Fusion von Lawson und Intentia verzögert sich). Bislang hat es noch den Anschein, dass beide Hersteller auch unter einem gemeinsamen Firmendach relativ autark ihre Märkte in Europa und den USA bedienen.

Intentia stützt sich bei der Entwicklung seiner "Movex"-Suite ebenfalls auf Websphere. Der schwedische ERP-Anbieter hatte die eigene Middleware zugunsten der IBM-Plattform eingestellt.

Für IBM ist es wichtig, mit Lawson einen Applikationsanbieter an seine eigene Middleware-Plattform gebunden zu haben. Big Blue ist seit dem Rückzug aus dem Applikationsgeschäft gezwungen, Partner im Applikationsgeschäft zu gewinnen, um seiner Plattform im Markt den Rücken zu stärken. Doch damit hatte der weltgrößte IT-Anbieter in den vergangenen Jahren kein Glück. Verbündete wie J.D. Edwards, Peoplesoft und Siebel wurden vom Erzrivalen Oracle aufgekauft. Auch wenn zahlreiche Anwender der entsprechenden Lösungen nach wie vor auf IBMs Middleware setzen, wird Oracle versuchen, seine zugekauften Kunden langfristig für die eigenen Middleware- und Datenbankprodukte zu begeistern (siehe auch: Oracle holt Siebel-on-Demand nach Hause). (ba)